Zita lebt seit 15 Jahren vegan – Nachhaltige Ernährung in Basel

Vegane Ernährung in Basel boomt. Und auch weltweit nimmt der Trend für pflanzliche Lebensmittel immer grössere Fahrt auf. Die Baslerin Zita setzt seit über 15 Jahren Tier und Umwelt zuliebe auf nachhaltige Ernährung und engagiert sich freiwillig bei «Basel Vegan». Wie es dazu kam? Wir haben sie gefragt.

Am 18.02.2022 in Nachhaltigkeit von Ekaterina Cámara

Steckbrief: Zita Zanier

  • Geboren in: Liesberg (BL)
  • Wohnt in: Basel
  • Beruf: Kommunikationsspezialistin
  • Freiwillige Engagements: Organisationsteam von Basel Vegan, unterstützend als Aktivistin für andere Tierrechtsorganisationen (Animal Rights Switzerland, Sentience Politics, Klimastreik, u.a.)
  • Vegan seit: ca. 2007
  • Lieblingsessen: Pasta, Curries
  • Lieblingsgetränk: Wasser, Tee
  • Lieblingscafé- oder Restaurant in Basel: Castelrosso, Avant Gouz, Indigo Elephant, Vito
  • Liebste Freizeitbeschäftigung: in der Natur erholen, lesen, Aktivismus
  • Grösster Traum: ökologisches Tiny House in der Natur & eine bewusstere Welt

Zita, stimmt es, dass du dich vor 15 Jahren für eine komplett vegane Ernährung entschieden hast?

Schon als Kind habe ich das Essen, was ich vorgesetzt bekam, oft hinterfragt. Ich komme aus einem kleinen Dorf - mit Landwirtschaft. Ich liebte es, die wundervollen Weidetiere in der Gegend zu beobachten. Wenn ich dann ein Stück Fleisch auf dem Teller hatte assoziierte ich es mit dem Tier auf der Weide und konnte es nicht essen. Ich war dann lange Vegetarierin und vor 15 Jahren entschied ich mich für eine vegane Ernährungsweise.

...wurdest du also auf einmal von jetzt auf plötzlich vegan?

Nicht ganz. Mein Ernährungsstil entwickelte sich allmählich. Fleisch habe ich nie so richtig gern gegessen. Irgendwann stellte ich zudem fest, dass ich Laktose nicht gut vertrage und kam so immer mehr auch von anderen tierischen Produkten ab. Die pflanzlichen Lebensmittel interessierten mich immer mehr. Eine Weiterentwicklung war dann, auch hinsichtlich Kleidung, Kosmetik, Reinigungsmittel & Co. nur noch bewusst, vegan und nachhaltig zu konsumieren. Diese Bereiche machen ja auch sehr viel aus. Da ist aber jeder ein wenig unterschiedlich. Nicht alle, die auf vegane Ernährung setzen, verzichten z.B. auch auf Lederwaren.
Bild: Denis Popoff

Du engagierst dich freiwillig bei «Basel Vegan». Willst du andere vom veganen Lebensstil überzeugen?

Ich möchte den Verzicht auf nicht-vegane Lebensmittel vor allem selbst positiv vorleben – aber ohne dabei mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das ist auch das primäre Ziel von «Basel Vegan». Es ist wichtig, dass uns bewusst wird, wie viele Nutztiere tatsächlich für uns sterben und wie sehr wir Menschen Tiere ausbeuten. Dabei haben sie genauso ein Recht auf Leben und sollten respektiert werden. Die Entscheidung für nachhaltige und pflanzliche Ernährung kann ich einerseits für das Wohl der Tiere ans Herz legen, andererseits auch für die Gesundheit und unser Klima. Der Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln geht nämlich viel weniger zulasten des Cholesterinwertes und der weltweiten CO2-Bilanz.

Ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und einen ökologischen Lebensstil heute grösser als noch vor 15 Jahren?

Eindeutig ja. Zum Glück verändert sich unsere Gesellschaft. Früher hat man Veganerinnen und Veganer schon aus einem Kilometer Entfernung an ihrem Erscheinungsbild erkannt. Heute ist das anders. Unter vegan lebenden Menschen trifft man heute die vielfältigsten Persönlichkeiten aus allen Alterskategorien und Gesellschaftsschichten. Es wird einem heute auch viel einfacher gemacht, vegan zu leben als früher. Vor allem durch die enorme Angebotsvielfalt – beispielsweise bei Coop, Migros & Co. Was aber z.B. den Fleischkonsum angeht: Der durchschnittliche Jahres-Pro-Kopf-Verbrauch geht in der Schweiz zwar leicht zurück, ist aber mit ca. 51 Kilo pro Person immer noch sehr hoch. Letztlich ist aber nicht nur die Reduktion des Fleisch- und Milchproduktekonsums wichtig für einen nachhaltigen Lebensstil.

So viele Tiere werden in der Schweiz geschlachtet (Quelle: Swissveg Schlachtzahlen 2019)

  • Pro Jahr: 80 Millionen Tiere
  • Pro Monat: 6.5 Millionen Tiere
  • Pro Tag: 212 000 Tiere
  • Pro Stunde: 8900 Tiere
  • Pro Minute: 147 Tiere
  • Pro Sekunde 2.5 Tiere

Was gehört für dich sonst noch zu einem nachhaltigen Lifestyle?

Nicht nur Lebensmittel und die vegane Ernährung sind ökologisch gesehen wichtig. Es gibt noch sehr vieles… Lederschuhe, Ledermöbel, tierische Schwämme, Echthaarpinsel, Reinigungsmittel mit tierischen Tensiden und Kosmetika, die mit Hilfe von Tierversuchen getestet werden… Daunenjacken mit Daunen aus Lebendrupf, oder Wolle, die in ihrer Herstellung auch oft problematisch ist. In beinahe jeder Industrie werden oft auch tierische Produkte verarbeitet. Das Problem ist auch: Es ist nicht alles vegan, was vegan scheint. Wie z.B. Orangen- oder Apfelsaft. Um naturtrübe Säfte zu klären, wird das Getränk mithilfe von Gelatine oder Eiweiss gefiltert, ohne dass man dies auf der Verpackung ausweisen muss. Auch beim Weisswein ist das oft der Fall. Nur wenn explizit ein veganes Label auf dem Produkt zu finden ist, oder man beim Hersteller nachfragt, kann man sich sicher sein: das Produkt eignet sich für die vegane Ernährung.

Viele Details, auf die man achten muss... Macht dieses genaue Hinschauen deinen Alltag manchmal auch kompliziert?

Manchmal schon. Aber sind wir ehrlich – können wir es uns wirklich leisten, nicht so genau hinzuschauen? Ein Beispiel. Was denken die meisten beim Wort Olivenöl? Dass es ein veganes Produkt ist. Aber: Viele Olivenöle sind streng genommen nicht vegan, weil Vögel oft unter dessen Produktion leiden. Im Mittelmeerraum werden bei der nächtlichen maschinellen Olivenernte nämlich jährlich Millionen schlafender Singvögel von den Erntemaschinen mit eingesaugt und getötet. Als ich davon erfuhr, habe ich viele Hersteller angeschrieben um herauszufinden, welche Olivenöle ich überhaupt noch kaufen kann. Zum Glück gibt es aber noch unbedenkliche Produkte, wie z.B. das Olivenöl von Alnatura oder von Coop Naturaplan. Da werden die Oliven nur tagsüber geerntet. Deshalb leiden auch keine Vögel. Statt einem hochindustriell produzierten Produkt wäre aber eines aus einem kleinbäuerlichen Betrieb mit Ernten von Hand wohl die noch bessere Wahl.

Manche argumentieren, der Mensch wäre seiner Gesundheit wegen auf Fleisch angewiesen. Und dass auch in der Natur Tiere einander fressen. Was antwortest du, wenn du das hörst?

Besonders mit den vielen verschiedenen Ersatzprodukten, die es heute gibt, denke ich nicht, dass wir wirklich körperlich auf Fleisch angewiesen sind. Und natürlich fressen Tiere einander. Aber der Mensch hat ja ein ganz anderes Bewusstsein. Und er hat die Freiheit «nein» sagen zu können – auch wenn ab und zu die Ur-Instinkte «ja» schreien. Der Mensch hat früher in Höhlen gelebt. Doch er hat sich weiterentwickelt.

Ist eine komplett vegane Ernährung Deiner Meinung nach also gesund? 

Viele Nicht-Veganer essen ja allgemein recht ungesund – konsumieren z.B. viele Convenience-Produkte, von denen man auch nicht behaupten kann, dass sie gesund sind. Dass vegane Ernährung ungesund ist, ist meiner Meinung nach ein Mythos. Wenn man genügend pflanzliche Eiweisse (also z.B. Linsen, Bohnen, Tofu, etc.), Vitamin B12, Omega-3-Fettsäuren und weitere wichtige Vitamine und Nährstoffe in seinen Ernährungsplan aufnimmt – dann kann nachhaltiges und veganes Essen sehr gesund sein. Es ist mittlerweile sogar erwiesen, dass eine ausgewogene pflanzliche Ernährung das Risiko an sogenannten Wohlstandskrankheiten zu erkranken reduziert und bei Krankheitsverläufen eine Besserung bewirken kann.

Warum tun sich manche Menschen dann schwer mit der Idee nachhaltig oder gar vegan zu leben? 

Das ist ganz normal. Das Infragestellen von Gewohnheiten ist für den Menschen immer unangenehm und sehr unbequem. Es kann extreme Reaktionen hervorrufen. Doch man muss ab und zu einfach trotzdem Mut beweisen und Neues ausprobieren. In diesem Fall lohnt es sich gleich dreifach: für das Tier, die Umwelt und die Gesundheit.

...und was machst du, wenn jemand ein Cordon-Bleu mit dir essen gehen möchte?

Ich würde fragen, ob es auch ein veganes Cordon-Bleu sein darf (lacht). Im Ernst, es wäre für mich kein Genuss jemandem beim Fleischessen zuzusehen. Daher würde ich fragen, ob etwas mit vegetarischem und veganem Angebot auch okay wäre und tolle Ort vorschlagen, wo dann beide etwas Leckeres finden. Es kommt oft vor, dass Menschen in meinem Umfeld veganes Essen testen und dann total begeistert davon sind.

Wie lebt es sich für eine Veganerin in Basel? Ist das Angebot attraktiv und vielfältig genug?

Natürlich ist Basel nicht Berlin. Aber unsere Stadt muss sich trotzdem überhaupt nicht verstecken. Es gibt heute z.B. fast in allen Cafés Milchalternativen, sei es Soja,- Mandel,- oder Hafermilch. Was früher rar war, ist heute fast überall normal. Und fast jedes Restaurant in Basel bietet vegane Menüs an, oder kreiert auf Anfrage etwas. Die hippe Pizzakette VITO hat aktuell bereits 3 vegane Pizzen im Sortiment. Und die sind sehr beliebt. Vegane Ernährung ist also zum Glück ein Thema – auch in Basel.

Müsste dein Partner eigentlich auch Veganer sein...?

Es wäre schon schön, wenn er das wäre, oder zumindest Verständnis für Veganismus hätte. Ansonsten könnte es im Alltag vermutlich etwas schwierig mit uns werden (lacht).

Und was gibt’s heute bei dir zum Abendessen?

Heute gibt es eine arabische Gemüsepfanne mit Bohnen, Kichererbsen und Rüebli! 

5 Tipps von Zita Zanier: Vegan essen & nachhaltig shoppen in Basel 

FAIRFOOT an der Feldbergstrasse

FAIRFOOT an der Feldbergstrasse

Ein Laden mit tollen Fairtrade-Produkten und einer grossen Auswahl veganer Kosmetika an der Feldbergstrasse 67 in Basel.

www.fair2me.ch

Coop City Pfauen an der Freien Strasse 

Coop City Pfauen an der Freien Strasse 

Eine grosse Auswahl an veganen und nachhaltigen Pflegeprodukten, Kosmetika und Make-Up an der Freien Strasse 75 in Basel.

Zur Webseite

L’Ultimo Bacio an der Güterstrasse

L’Ultimo Bacio an der Güterstrasse

Bioladen mit vielen veganen Produkten an der Güterstrasse 199 in Basel.

www.ultimobacio.ch

Cool Beans Bäckerei in der Markthalle

Cool Beans Bäckerei in der Markthalle

Bäckerei in der Markthalle Basel. Wunderbares Brot und die besten veganen Gipfeli und Pain au Chocolat.

Zur Webseite

Gingi – Vegan Shop am Spalenberg 

Gingi – Vegan Shop am Spalenberg 

Ein grosses Angebot an allem was das Herz begehrt. Nahrungsmittel, Pflegeprodukte, Schuhe, etc. an der Schneidergasse 30 am Spalenberg in Basel.

www.gingi.ch

Nützliche Links

Der tierfreundliche Stadtplan für Basel und das Dreiländereck: Vegane und veganfreundliche Restaurants, Cafés und Bäckereien.

Austausch über vegan-relevante Informationen in Basel und Umgebung (Produkteverfügbarkeit, neue Restaurants, vegane/tierrechts - Events etc.)

Ekaterina Cámara

Redaktion

socialmedia@bkb.ch
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