Corona-Pandemie: Auswirkungen auf Wirtschaft und Anlagestrategie

Was sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie? Welches die Auswirkungen auf die Anlagestrategie? Ein Update zur aktuellen Finanzlage von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.

Am 26.03.2020 in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino

Transkript des Calls mit Anlagekunden vom 26. März 2020

Einführung

In der heutigen Telefonkonferenz möchte ich vor allem auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und auf das Geschehen an den Finanzmärkten eingehen.  Insbesondere auch auf die Auswirkungen auf Ihre Vermögensverwaltungs-Mandate und Anlagelösungen der Basler Kantonalbank und der Bank Cler. Diese Anlagestrategien werden durch mein Team unter meiner Leitung bewirtschaftet.

Humanitärer Aspekt

Als erstes möchte ich betonen, dass bei der aktuellen Krise auch für uns in der Vermögensverwaltung, an allererster Stelle die Sorge um die Gesundheit der Menschen und unser Mitgefühl für das grosse menschliche Leid, das die Epidemie verursacht, steht. Unser allerhöchster Respekt gebührt dabei allen Pflegekräften und anderen Helfern, die sich persönlich und mutig für die Linderung menschlichen Leids einsetzen.

Dass wir uns in der Vermögensverwaltung der BKB vor allem mit der wirtschaftlichen Dimension der Epidemie beschäftigen, verstehen wir als unseren Beitrag zur Milderung der wirtschaftlichen Folgen der Krise. Es ist unsere Aufgabe für die bestmögliche Ausführung des Vermögensverwaltungs-Auftrags besorgt zu sein, den Sie uns als Kundinnen und Kunden aufgetragen haben.

Rückblick und Evolution der Pandemie

Trotz drastischer Quarantäne-Massnahmen in China konnte eine globale Ausbreitung der Coronavirus Epidemie letztlich nicht verhindert werden. Am Wochenende des 22. und 23. Februars wurden Dutzende neuer Infektionen in Italien, sowie eine Häufung von Fällen in Südkorea und im Iran bestätigt. Dies hat uns dazu bewogen unser Basisszenario über das genannte Wochenende signifikant anzupassen. Inzwischen musste aufgrund der Corona-Pandemie, das Wirtschaftsleben in vielen Ländern auf noch unbestimmte Zeit drastisch gedrosselt werden. Der Alltag von Milliarden von Menschen weltweit hat sich grundlegend verändert.

Das Epizentrum der Pandemie befindet sich derzeit in Europa, wo vor allem in Italien und Spanien in wenigen Wochen viele Tausende von Todesopfern zu beklagen sind. In Deutschland und der Schweiz scheint der Verlauf der Pandemie bisher etwas weniger aggressiv zu sein, als in Italien oder Spanien. Es ist aber sicher noch viel zu früh, um diesen Trend als gesichert zu betrachten. Auch die Britische Regierung, unter der Führung von Boris Johnson, hat sich am letzten Montag in einer 180-Grad Kehrtwende von der Idee verabschiedet, die Wirtschaft nicht flächendeckend, sondern lediglich gezielt herunterzufahren. Dieser, vielleicht durch den Brexit ermutigten Versuch, einen Britischen Sonderweg zu gehen, ist letzten Montag grandios gescheitert. Wahrscheinlich zum Wohl der Gesundheit vieler Briten.

Verlagerung des Epizentrums in USA erwartet

Mit grosser Sorge erwartet die WHO in den nächsten Wochen eine Verlagerung der stärksten gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie von Europa auf den amerikanischen Kontinent, insbesondere auch auf die USA. Das Krisenmanagement des Weissen Hauses und des Präsidenten Donald Trump auf diese historische Herausforderung wirkt bisher sehr verworren und widersprüchlich. Die von Donald Trump geschürte Erwartung, dass in den USA bereits im April die Normalität zurückkehren soll, ist absurd, widerspricht allen Ratschlägen der Gesundheitsexperten und ist damit äusserst gefährlich. Die einzelnen US-Bundesstaaten nehmen derzeit verständlicherweise das Heft mehr und mehr selbst in die Hand. Dabei folgen sie mit resolutem "social-distancing" dem italienischen, schweizerischen oder deutschen Umgang mit der Corona Krise.

Es bleibt zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, wie rasch die Massnahmen der Gesundheitsbehörden zur erhofften Verlangsamung der Ausbreitung der Corona-Epidemie in Europa führen werden. Erste Hoffnungsschimmer gibt es in Italien, trotz sehr vieler Todesopfer welche täglich noch zu beklagen sind. Auch muss man abwarten, ob die Beruhigung der Lage in Asien, insbesondere in China, Taiwan, Japan und Südkorea nachhaltig ist. Falls in Asien die aktuell ermutigende Entwicklung anhält, ergeben sich für Europa wichtige Rückschlüsse darauf, wie der Weg zur Rückkehr in eine relative gesellschaftliche und wirtschaftliche Normalität aussehen könnte.

Verluste an den Aktienmärkten: Währungen

Die Aktienmärkte haben erstmals am 24. Februar deutlich nach unten korrigiert. Seit Jahresanfang hat der Schweizer Aktienindex SMI aktuell etwa 18% verloren. Auch die US-Aktienmärkte verlieren seit Jahresanfang etwa 25%, Gesamt-Europäische Indices etwa 28% und chinesische Aktien etwa 9%.

Der Schweizer Franken ist bisher nicht einem aussergewöhnlichen Aufwertungsdruck zum Opfer gefallen. Zwar hat die Schweizer Nationalbank wohl in signifikantem Ausmass interveniert, der Franken blieb aber vor allem durch die weltweite Flucht in den Dollar recht stabil gegen Euro und US-Dollar.

Staatliche Fiskalpakete: Massnahmen der Notenbanken

Die gezielte Drosselung der wirtschaftlichen Aktivität und eine sich daraus ergebende Rezession durch Quarantäne, und "social-distancing" ist eine bewusst in Kauf genommene Massnahme, um das höhere Gut der Gesundheit zu schützen. Wir sind sehr erleichtert, dass viele grosse Volkswirtschaften und die Zentralbanken sehr entschlossen und tatkräftig auf die Herausforderung dieser Krise reagiert haben.  Es geht bei der Bewältigung dieser Krise vor allem um Strukturerhaltung und nicht wie in früheren Krisen um Strukturwandel oder eine Finanz-, Kredit- oder Immobilienblase.

Massive Fiskalpakete, die eine rasche und unbürokratische Kreditvergabe an grosse, mittlere und auch sehr kleine Unternehmen ermöglichen, sowie je nach Land verschiedene Modelle der Kurzarbeit, bei der die Lohnfortzahlung bei möglichst vielen Angestellten gesichert wird, sind das richtige Rezept, um die negativen Auswirkungen der Krise wesentlich zu mildern. Das rasche Vorgehen der Schweiz und insbesondere die Nutzung der bewährten Strukturen der Kreditvergabe durch die Banken, unter weitgehender aber nicht vollständiger staatlicher Bürgschaft, hat in Deutschland und anderen Ländern offenbar Schule gemacht. Dies spricht für die Angemessenheit und Weitsicht der Massnahmen der Schweizer Regierung.

Widerstandfähige Banken

Je nach Land sind Pakete geschnürt worden, die etwa 5% bis 10% der jeweiligen nationalen jährlichen Wirtschaftsleistung entsprechen. Dies sind Massnahmen in historischer Dimension. Wir sind überzeugt, dass diese Massnahmen nötig und nützlich sind, um die allergrössten Folgen dieser Krise signifikant zu mildern. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es gelingt, in wenigen Monaten zu einer relativen Normalität zurückzukehren.

Auch die Zentralbanken, vor allem in den USA und in der EU, haben durch ihre Massnahmen das möglichst reibungslose Funktionieren der Finanzmärkte durch massive Zufuhr von Liquidität gesichert. Die Verwerfungen in der Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte blieben bisher begrenzt. Insbesondere auch dieser Aspekt unterscheidet die aktuelle Krise von der Finanzkrise 2008/2009. Die Banken, insbesondere auch in der Schweiz, sind durch die höheren Eigenmittelvorschriften widerstandsfähiger geworden.

Auswirkungen auf unsere Anlagestrategien

Die anfangs besprochene Korrektur an den weltweiten Aktienmärkten hat auch in unseren Anlagestrategien Spuren hinterlassen. Auch in der Krise ging nachhaltiges Anlegen nicht zu lasten von höheren Verlusten. Die Renditeunterschiede zwischen nachhaltigen und konventionellen Anlagestrategien sind gering. Für noch ausführlichere Informationen zu Ihrem persönlichen Depot können Sie sich gerne an Ihre Kundenberaterin oder Ihren Kundenberater werden.

Ausblick

Obwohl die Unsicherheit zum weiteren Verlauf der Corona-Krise zum jetzigen Zeitpunkt beträchtlich bleibt, sind sich die Epidemiologen einig, dass es sich um ein vorübergehendes, wellenartiges Phänomen handelt. Entsprechend werden die akuten wirtschaftlichen Auswirkungen aller Voraussicht nach zeitlich auf etwa 3 bis 9 Monate beschränkt bleiben. 

Die Unsicherheit über den zu erwartenden Zeithorizont bleibt aber beträchtlich. Wie der Weg in die Normalität aussehen wird und welche Einschränkungen und Vorsichtsmassnahmen länger nötig sein werden, ist aus heutiger Sicht ebenfalls unklar. Auf die zu erwartenden möglichen längerfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise möchte ich aus Zeitgründen in der nächsten Telefonkonferenz, die heute in einer Woche stattfindet, eingehen.

Schlussbemerkungen

Die Lage an den Finanzmärkten und die Entwicklungen in Zusammenhang mit der Pandemie werden von uns weiterhin sehr aufmerksam verfolgt. Von einer überstürzten strategischen Abkehr von ihrer gewählten Anlagestrategie raten wir dringend ab. Taktische Massnahmen, wie die Reduktion der Aktenquote auf ein moderates Untergewicht, die wir Ende Februar ungesetzt haben, sowie punktuelle Zukäufe in überverkauften Märkten, wie wir sie in den letzten Tagen umgesetzt haben, führen wir im Rahmen unserer Anlagestrategien systematisch und laufend durch. Wir haben auch rechtzeitig alle technischen und organisatorischen Vorkehrungen getroffen, die gewährleisten, dass wir auch in der aktuellen Notlage Prozesse und Systeme einwandfrei und regulär fortsetzen können.

Ich bedanke mich dafür, dass Sie sich heute eingewählt haben und hoffe, dass meine Ausführungen für Sie von Nutzen waren. Sie haben jetzt, wie angekündigt, die Möglichkeit hier direkt auch Fragen an mich zu richten.

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.