Biden benötigt deutlichen Sieg
Dass ein amtierender Präsident schon im Vorfeld der Wahl die Anfechtung des Wahlergebnisses in Aussicht stellt, ist ein besorgniserregendes Novum und stellt die US-Institutionen vor neue Herausforderungen. Falls der Sieg Joe Bidens aber so klar ausfällt, dass Donald Trump zu keinem Zeitpunkt einen günstigen Zwischenstand ausnutzen kann, der es ihm erlaubt einen Sieg zu verkünden, könnte diese angekündigte Polemik noch verhindert werden.Die Aktienmärkte haben in den letzten Wochen global zwar einige Prozentpunkte verloren, eine eigentliche Trendwende beim Risikoappetit ist aber bisher ausgeblieben. Trotz der Ankündigungen von Donald Trump, dass er die Ergebnisse intensiv anfechten wird, wirken die US-Institutionen im Vorfeld der Wahl genügend gefestigt, so dass mit einer korrekten Auszählung und einer verbindlichen Aussage zum Wahlergebnis nach spätestens wenigen Tagen gerechnet werden kann.
Insbesondere hat der US Supreme Court in den letzten Tagen bereits in mehreren Urteilen rasch entschieden, wie in verschiedenen Bundesstaaten die Fristen für die Berücksichtigung brieflich eingegangener Stimmen handzuhaben sind. Die Regeln sind je nach Bundesstaat aus rechtlichen Gründen verschieden. Auch in den USA scheint es also einen ausgeprägten aber rechtlich verankerten "Kantönligeist" über die Bundesstaaten zu geben. Diese dezentrale Zählung dürfte es für Trump aber eher schwieriger machen, auf den Wahlausgang manipulativ Einfluss zu nehmen.
Neue Lockdowns in Europa
Nach den neuen Lockdowns in Frankreich, Italien und Deutschland musste auch im Vereinigten Königreich der Premier-Minister Boris Johnson eine erneute Kehrwende verkünden. Nachdem sich immer deutlicher eine massive Überforderung des britischen Gesundheitssystems abzeichnet, blieb der Regierung offenbar keine Alternative mehr, als diesen wirtschaftlich schmerzhaften Schritt auszulösen. Der Expertenstab der Regierung hatte schon vor Wochen zu diesem Schritt geraten. In Umfragen wird Boris Johnson zunehmend als starrsinnig und beratungsresistent wahrgenommen. Entsprechen hat die Opposition den erratischen Kurs der Johnson-Regierung scharf kritisiert, nachdem der analoge Lock-Down Vorschlag der Labour-Opposition erst vor wenigen Wochen mit einigem Spott als unrealistisch abgetan wurde.
Es bleibt zu hoffen, dass die unterschiedlich strikten Massnahmen in den betroffenen Ländern Europas innert zwei bis bis Wochen zu einer Bremsung und dann zu einem Rückgang der Neuinfektionen führen werden. Aktuell steigen die Zahlen in vielen Ländern Europas weiter deutlich an und die Schweiz ist gar ein Hotspot der Pandemie geworden.
Gelingen die aktuellen Massnahmen nicht, dann drohen striktere Restriktionen, um die Überlastung des Gesundheitssystems vieler Länder wenigsten zeitlich auf wenige Wochen zu begrenzen. Selbst wenn die erhoffte Reduktion der Infektionszahlen gelingen sollte, ist noch kein politischer Konsens gefunden, wie in Europa die Monate bis zur wärmeren Jahreszeit strategisch angegangen werden sollen. Ein "stop-and-go" wie in diesem Jahr scheint aber keine wirklich überzeugende Lösung zu sein.
Die Frage, wieso der Westen im Gegensatz zu Ländern in Asien sich so schwer tut die Situation unter Kontrolle zu bringen, bringt uns gegenwärtig kaum weiter. Eine Antwort scheint aber auch damit zusammenzuhängen, dass in Europa und den USA die Akzeptanz der Realität und der Tragweite des Problems über alle politischen und gesellschaftlichen Lager weit weniger homogen ist, als in vielen Ländern Asiens. Einige Lehren aus dieser Diskrepanz zwischen der Situation in Asien und Europa sind aber abzuleiten. Die Pandemie ist keine Nebensache, wie man das im Sommer noch mancherorts dachte oder hoffte. Sie bedroht augenscheinlich und zunehmend zwei Kernbereiche unseres Lebens: Unsere Gesundheit und unsere wirtschaftliche Prosperität.
Unsere Positionierung in der Anlagestrategie
Wir haben im Gegensatz zur Vorgehensweise im Februar auf eine deutliche Reduktion unserer Aktienquote bisher verzichtet. Die Verschlechterung der pandemischen Situation in der Schweiz ist zwar deutlich, allerdings ist am bestimmenden US-Finanzmarkt die Situation schon seit einigen Wochen und trotz chronisch schlechter Entwicklung der Pandemie wenig verändert. Ein möglicher klarer Sieg Bidens würde die Erwartung eines US-Hilfsprogramms befeuern und für positive Impulse an den Aktienmärkten sorgen.
Wir sind innerhalb unserer Aktienanlagen defensiver investiert. So sind Schweizer Aktien aktuell in den Portfolios übergewichtet, dies zu Lasten von Aktien USA und Aktien Europa. Zudem sind wir weiter in Anlagethemen aus den Bereichen Technologie, Demographie und Healthcare investiert. Unsere Exposition zum US-Dollar haben wir bereits vor einigen Monaten etwas reduziert.
Wir planen, nach Bekanntwerden des Ausgangs der US-Wahl, die Publikation eines Ausblicks (Investment Letter Fokus) auf mittelfristig aussichtsreiche Anlagethemen.
Heutige Marktentwicklung
Die Börsen scheinen heute eine Wahlsieg Bidens einzupreisen, zumindest ist das der Konsensus in den heutigen Analysten Kommentaren. Die Aktienmärkte eröffnen die Woche mit deutlichen Gewinnen in Europa. In der Schweiz steigt der SMI etwa 1.5% auch der DAX gewinnt knapp 2%. An den US-Börsen wird heute ebenfalls eine etwa 1.5% höhere Eröffnung erwartet.
Angst ist kein guter Ratgeber
Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Wir werden Sie dabei weiter laufend informieren. Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.