US-Wirtschaft zeigt sich kurz vor der Wahl in guter Verfassung

Heutige Marktentwicklung

Die US-Wirtschaft zeigt sich vor der Wahl in guter Verfassung: die Wirtschaftsleistung stieg im 3. Quartal um 2,8 Prozent an. Was sind die Treiber? Ändert die positive Entwicklung etwas an den Erwartungen des Marktes an die Geldpolitik der Fed?
Gestern in CIO-Kommentar von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

Auch wenn die Markterwartungen nicht vollumfänglich erfüllt wurden, konnte das US-BIP nochmal im 3. Quartal deutlich stärker zulegen als im Durchschnitt der letzten fast 25 Jahre. Nach ersten vorläufigen Daten betrug der Anstieg der Wirtschaftsleistung 2,8 % (QoQ, annualisiert), erwartet wurde ein Plus von 2,9 %. Da die erste Schätzung in der Vergangenheit in aller Regel – teils auch etwas deutlichere – Korrekturen erfahren hat, kann man die geringfügige Abweichung zwischen dem vermeldeten Anstieg und der Prognose vernachlässigen.

Stark präsentiert sich insbesondere der private Verbrauch, der um hohe 3,7 % zulegen konnte. Er hat sich erneut als wichtige Stütze für die wirtschaftliche Entwicklung erwiesen, beträgt sein Anteil am gesamten US-BIP doch rund 70 %. Es ist deshalb positiv zu werten, dass das für den Monat Oktober veröffentlichte Konsumentenvertrauen des Conference Board zuletzt etwas stärker angestiegen ist. Dies war eher überraschend, da Ökonomen von einem quasi unveränderten Wert ausgegangen sind. Interessant ist dabei, dass von den Befragten sowohl die aktuelle Lage wie auch die Aussichten für die Zukunft wieder besser eingeschätzt werden. Besser waren erstmals seit einigen Monaten auch die Umfragewerte in Bezug auf die Bedingungen für Arbeitssuchende auf dem Arbeitsmarkt. Der in Bezug auf die neugeschaffenen Stellen eher schwach ausgefallene Arbeitsmarktbericht ist zudem insofern zu relativieren, als die Arbeitsmarktdaten im Berichtsmonat Oktober stark durch Sonderfaktoren wie zwei Hurrikans und einen grossen Streik verzerrt wurden.

An den Erwartungen des Marktes an die Geldpolitik der US-Notenbank haben die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten nicht viel geändert. Es wird bis Ende dieses Jahres weiterhin mit einer bis zwei Leitzinssenkungen gerechnet. Bereits diese Woche dürfte es wieder soweit sein. Am Markt ist für den 07. November ein erneuter Zinsschritt um 25 Basispunkte eingepreist.

Wie sich die grundsätzlich positiven US-Wirtschaftsdaten im Endspurt des US-Wahlkampfs auswirken werden, bleibt abzuwarten. So besteht durchaus eine Diskrepanz zwischen unserer positiven Wertung der veröffentlichten Zahlen und der Art und Weise, wie Wählerinnen und Wähler die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere auch die gefühlte Teuerung der vergangenen Quartale, erleben. Das Kopf-an-Kopf-Rennen geht weiter. Die Umfragewerte für Kamala Harris und Donald Trump liegen eng beisammen.

Inflationsrate in der Eurozone wieder bei 2 %

Die Teuerungsrate ist in der Eurozone im Oktober wieder gestiegen. Sie wird mit 2 % angegeben. Speziell die Inflation im Bereich der Dienstleistungen erweist sich weiterhin als zäh. Die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel verharrt denn auch bei 2.7 %. Die Eurozone konnte zudem etwas überraschend einen leicht stärkeren Anstieg des BIP im 3. Quartal verbuchen. So wurde ein Plus von 0,4 % gegenüber dem Vorquartal (annualisiert wären das rund 1,6 %) vermeldet. Die Probleme speziell im Industriebereich halten aber an. Die Stimmungsindikatoren bleiben besonders in Deutschland und in Frankreich deutlich eingetrübt und signalisieren eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung in diesem Bereich. Entsprechend wird am Markt seitens der Europäischen Zentralbank trotz der positiven Überraschung beim BIP und trotz wieder etwas höherer Inflationsrate für Dezember fest mit einer weiteren Leitzinssenkung gerechnet.

Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 9:45 Uhr, 04. November 2024, Basel Zeit)

Der Schweizer Aktienmarkt ist leicht schwächer in die neue Woche gestartet und verliert 0.2%. Auch der deutsche Aktienindex (DAX) wird etwas tiefer notiert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine uneinheitliche Börseneröffnung.


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