Mittlerweile wurden die kleinen Gadgets wieder eingesammelt. Doch worum handelte es sich dabei? In den Medien wird erklärt, dass es sich um geologische Messgeräte zur Suche nach heissem unterirdischem Wasser handelt: für die Produktion nachhaltiger Fernwärme für Riehen – und später womöglich auch für Basel.
Riehen plant zweite Geothermieanlage
Die Wärmeverbund Riehen AG (WVR AG), als gemeinsame Tochterfirma von der Gemeinde Riehen und IWB (Industrielle Werke Basel) plant eine zweite Geothermieanlage im «grossen grünen Dorf». 2027 soll diese voraussichtlich in Betrieb genommen werden. Das Spannende beginnt jetzt: Nach dem etwa dreiwöchigen Messvorgang werden die von den Geophonen festgehaltenen Daten analysiert. Dann kann die Frage beantwortet werden, wo in der Region sich das heisse Wasser befindet. Darauf basierend finden die geplanten Tiefenbohrungen statt.Projekt knüpft an über 30-jährigen Erfolg der ersten Anlage an
Mit dem geplanten Bau der zweiten Geothermieanlage in Riehen knüpft das «geo2riehen» genannte Projekt am mittlerweile fast 30-jährigen Erfolg der ersten Riehener Anlage an. So lange versorgt die WVR AG die Riehener Bevölkerung nämlich bereits zuverlässig mit klimafreundlicher Fernwärme – genauer gesagt mithilfe der Wärme unterirdischen Wassers.Wie funktioniert die Suche nach heissem Erdwasser?
Drei Wochen dauerte die von der WVR AG organisierte Messung in Riehen, Bettingen, grossen Teilen von Basel, Birsfelden, Münchenstein, Muttenz, sowie in Teilen von Grenzach-Wyhlen.
Abb: Untersuchte Gebiete (Bild: IWB)
Rücksicht nehmen auf Mensch, Tier und Umwelt
Die Geräusche, die die Messfahrzeuge erzeugten, liessen sich mit Kehrichtwagen-Geräuschen vergleichen. Die erzeugten Vibrationen waren für Mensch und Tier nur für wenige Minuten wahrnehmbar.
Gefährlich ist die geplante, von Seismologie-Expertinnen und Experten begleitete Bohrung nicht. Mit der Tiefenbohrung in Kleinhüningen im Jahr 2006 – damals wurde ein spürbares Erdbeben in Basel ausgelöst – ist geo2riehen nicht vergleichbar. In Riehen plant man nach einem anderen Verfahren vorzugehen: wie schon bei den Bohrungen 1988 soll ausschliesslich der bereits natürlich zerbrochene, durchlässige und wasserführende Untergrund genutzt werden. Neue Brüche durch das sogenannte Fracking werden nicht erzeugt. Auch ist die Tiefe im Vergleich zu damals gering: höchstens 2 Kilometer anstatt 5 Kilometer tief soll künftig gebohrt werden.
Abb: Funktionsweise der 3d-Seismik (Bild: IWB)
Wie funktioniert das Heizen mit Erdwärme?
In der schon seit Jahrzehnten bestehenden Anlage des Wärmeverbundes Riehen, die schweizweit als Pionier-Projekt im Bereich der Geothermie bekannt ist, werden heute pro Stunde 90 000 Liter 67 Grad heissen Wassers an die Oberfläche befördert. In einer Wärmezentrale geht die Wärme dieses Wassers auf einen Heizkreislauf über, der anschliessend die Wohnungen und Häuser der Riehener Bevölkerung beheizt. Das mineralische, trübe, leicht gelbliche Thermalwasser kühlt dadurch ab und wird in die Erde geleitet – dorthin, wo es ursprünglich herkam. So wird die Balance wiederhergestellt. Das Resultat: ökologische Wärme.Abb: Wärmegewinnung (Bild: IWB)
«geo2riehen» – Wertvolles Projekt für Basler Energiestrategie
Das Projekt unterstützt nicht nur das wachsende Bedürfnis der Bevölkerung nach nachhaltigen Heizlösungen. Es ist auch wichtiger Bestandteil der Erfüllung der Basler Energiestrategie. Denn der Kanton Basel-Stadt fördert den Ausbau erneuerbarer Energien zur Reduktion des CO2-Ausstosses bis 2050 auf maximal eine Tonne pro Jahr und Einwohnerin oder Einwohner. Die Wärme, die aus warmem Erdwasser gewonnen wird, ist komplett CO2-frei: keine Verbrennung, keine Emissionen. Ebenfalls relevant ist, dass Erdwärme die Abhängigkeit des Kantons von Energierohstoffen aus dem Ausland reduziert. Nicht zuletzt deshalb ist «geo2riehen» ein äusserst wertvolles Element einer regionalen und unabhängigen Energieversorgung.Basler Kantonalbank unterstützt Projekt mit nachhaltiger Finanzierung
Zur Finanzierung dieses zukunftsweisenden Projektes, das auf eine sehr transparente Kommunikation mit der Bevölkerung setzt, trägt die Basler Kantonalbank als verlässlicher Partner mit einem sogenannten «Green Loan» - einem nachhaltigen Finanzierungsinstrument - bei. Nach einer umfassenden Machbarkeitsstudie, die vom Riehener Wärmeverbund durchgeführt wurde, ist sicher: das Projekt hält höchste Nachhaltigkeitsstandards ein. Mit der regionalen Zusammenarbeit der WVR AG und der Basler Kantonalbank unterstützen wir den Weg der Umsetzung der Basler Energiestrategie und das Ziel, den CO2-Ausstoss bis 2050 massgeblich zu reduzieren.
4 Fragen an Sarah Zaugg
Fachspezialistin Nachhaltigkeit Vertrieb kommerzielle Kunden, Basler Kantonalbank
Frau Zaugg, Nachhaltigkeit ist immer mehr «in aller Munde». Wie unterstützt die Basler Kantonalbank Ihre Firmenkunden im Hinblick auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung?
Eine nachhaltige Entwicklung unserer Unternehmenskundinnen- und Kunden ist uns sehr wichtig. Genauso wie unsere eigene. Die Basler Kantonalbank bietet hierfür zwei unterschiedliche Arten der nachhaltigen Finanzierung an: die Sustainability-linked Loans sowie die Green, Social und Sustainability Loans.
Erstere sind für Unternehmerinnen und Unternehmer interessant, die ihre Geschäftstätigkeit entlang der ESG-Kriterien nachhaltiger gestalten wollen. Hierbei kann es sich um den Wunsch nach einer ganzheitlichen Ausrichtung auf eine nachhaltige Betriebsführung oder auch um ein konkretes Reduktionsziel (z.B. Reduktion des Wasserverbrauches) handeln. Die Finanzierungskonditionen der Unternehmung werden dabei an diese konkreten Ziele gebunden. Werden diese erreicht, profitierten Unternehmerinnen und Unternehmer von einem attraktiven Zinsvorteil – denn wir wollen einen aktiven Beitrag leisten und nachhaltige Ziele unserer Kundinnen und Kunden entsprechend auch bei den Konditionen berücksichtigen.
Bei der zweiten Lösung handelt es sich um die Finanzierung von Einzelprojekten mit ökologischem oder sozialem Nutzen. Auch hier sind die Konditionen sehr attraktiv und der Finanzierungszweck wird im Kreditvertrag auf das nachhaltige Projekt beschränkt. Beide Lösungen eignen sich ausgezeichnet, um das eigene Unternehmen gezielt und effizient zukunftsfreundlicher zu gestalten.