Viele Augen in der Schweiz sind nun mit Spannung auf den kommenden Donnerstag gerichtet. Am 21. September steht der Zinsentscheid der SNB auf der Agenda. Seitens der Schweizer Nationalbank wird an den Märkten in den kommenden Monaten mit einer nochmaligen Erhöhung des Leitzinses auf dann 2 % gerechnet. Ob das aber bereits diese Woche der Fall sein wird, ist offen. Immerhin befinden sich die Schweizer Verantwortlichen in einer komfortableren Lage als jene in der Eurozone. Die Inflationsrate lag im August mit 1,6 % unter dem Zielwert der SNB von 2 % und die Kernrate ist weiter auf 1,5 % gesunken. Zudem haben die Produzenten- und Importpreise erneut nachgegeben. Auch die Stärke des Schweizer Frankens, die einer importierten Inflation bis zu einem gewissen Grad entgegenwirken konnte, hat von dem für einige doch überraschend erfolgten Zinsschritt der EZB nicht gelitten. Wir rechnen für diesen Donnerstag mit einer Erhöhung der Zinsen um 25 Basispunkte. Es ist aber durchaus möglich, dass die SNB im Gegensatz zur EZB die Füsse zunächst stillhalten und zumindest vorerst auf eine Erhöhung des Leitzinses verzichten wird. Auf die Aktienmärkte dürfte der Entscheid keinen grossen Einfluss haben, spannend bleibt dagegen die Entwicklung des Euro-Franken-Kurses.
Von grösserer Bedeutung für die Aktienmärkte sind dagegen immer wieder die Sitzungen der US-Notenbank. Auch hier steht am Mittwoch der Zinsentscheid des US-Fed an. Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Inflationsraten entsprachen zwar nicht ganz dem, was man sich von ihnen erhofft hatte, positiv war aber, dass die Kernrate weiter auf nun 4,3 % gesunken ist. Entsprechend rechnen wir nicht damit, dass die US-Notenbank nochmals an der Zinsschraube dreht. Wir gehen vielmehr davon aus, dass der Zenit bei den Leitzinserhöhungen in den USA im aktuellen Zyklus erreicht ist.
China – gemischte Wirtschaftsdaten aus dem Reich der Mitte
Die Konjunkturdaten aus China sind zuletzt gemischt ausgefallen. Während die Nachrichten aus dem Immobilienbereich eine anhaltende Schwäche signalisieren, konnten die Zahlen zur Industrieproduktion und die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze die Erwartungen übertreffen. Die Industrieproduktion stieg um 4,5 % (YoY), die Einzelhandelsumsätze um 4,6 % (YoY). Eine generelle Entwarnung für die Wachstumsperspektiven kann davon aber nicht ohne weiteres abgeleitet. In der Vergangenheit war das chinesische Wachstum stark von Investitionen in den Bereichen Bau und Infrastruktur getrieben. Der Versuch, den privaten Konsum stärker anzukurbeln, damit dieser einen grösseren Anteil am Bruttoinlandsprodukt ausmacht, ist bislang nicht von Erfolg gekrönt. Auch die Massnahmen zur Stimulierung der Konjunktur blieben in diesem Jahr deutlich hinter dem zurück, was man in den vergangenen Jahren gewohnt war. Entsprechend wurden die Prognosen (YoY) für das chinesische BIP für 2023 in den letzten Monaten schrittweise wieder nach unten angepasst. Rechnete man im Mai noch mit einem Plus von 5,7 %, liegt der im Bloomberg verfügbare Mittelwert aktuell bei 5,1 %. Für 2024 und 2025 wird mit Wachstumsraten von unter 5 % gerechnet. Zum Vergleich: Im arithmetischen Mittel von 2000 bis 2022 lag das Wachstum bei 8,4 % pro Jahr.
Aktuelle taktische Positionierung
Für 2023 und 2024 signalisieren die BIP-Prognosen eine schwache Entwicklung der globalen Konjunktur. Das Risiko einer milden Rezession in den kommenden Quartalen bleibt bestehen. Trotz der erfolgten Leitzinserhöhungen ist die Wahrscheinlichkeit für ein "Softlanding" der US-Wirtschaft aber deutlich gestiegen. Der Trend für die allgemeinen Teuerungsraten zeigt nach unten. Die Prognosen versprechen für die kommenden Monate einen weiteren Rückgang der Inflation.
Die Gewinne für Q2/2023 lagen überwiegend unter denen des Vorjahresquartals, dennoch waren die Ergebnisse in den USA und Europa deutlich besser als zuvor erwartet. Die Analysten haben zuletzt auch ihre Schätzungen für die kommenden Quartale angehoben. Ein Ende der Zinserhöhungszyklen seitens der Zentralbanken dürfte die Aktienmärkte unterstützen. Dieses eher positive Bild wird durch hohe Bewertungen insbesondere am US-Aktienmarkt etwas getrübt. Allerdings sind längere Phasen erhöhter Bewertungen keine Seltenheit. Die aktuell geringe Wahrscheinlichkeit einer ausgeprägten Rezession sowie die Erwartungen einer nachlassenden Zins- und Inflationsdynamik sprechen für Aktien. Wir bleiben übergewichtet.
Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 09.15 Uhr, 18.09.2023, Basel Zeit)
Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag etwas schwächer. Er ist mit rund 0.5 % im Minus. Der deutsche DAX-Index verliert knapp 0,4 % an Wert. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures eine nur wenig veränderte Handelseröffnung.