Die Euphorie am Goldmarkt schwindet
Die Hoffnung auf eine Jahresend-Ralley kann zumindest für die Goldunze begraben werden. Von der zum Monatsauftakt vorherrschenden Euphorie am Goldmarkt ist nicht mehr viel übrig geblieben. Der Unzenpreis ist letzte Woche von 1248 auf 1233 USD zurückgefallen. Somit schwindet auch die Chance auf eine schwarze Null im laufenden Jahr. In Dollar hat der Goldpreis seit Anfang Januar 5,3 Prozent verloren, in Franken 3 Prozent. Einzig die US-Notenbank könnte diese Woche nochmals für Bewegung sorgen, sollte sie die Märkte mit überraschenden Kommentaren bescheren. Die Zinserhöhung um weitere 25 Basispunkte ist seit Längerem eingepreist und dürfte die Edelmetallmarkt-Teilnehmer kaum beeindrucken.
Federal Reserve-Schritte im neuen Jahr sind abzuwarten
Viel spannender sind die Aussichten des Fed für das kommende Jahr. Für die weitere Entwicklung des Goldpreises wird zum Beispiel die Frage massgebend sein, wie stark die Notenbank das Tempo der Erhöhungsschritte mindert. Doch nicht nur die US-Zinsen und mit ihnen die Stärke des Dollars sind für den Goldpreis bestimmende Faktoren. Auch die getrübten Aussichten an den internationalen Börsenplätzen wecken das Interesse der Anleger am Edelmetall. Das zeigt im kleinen Massstab die Entwicklung der letzten Tage. Seit Monatsbeginn verzeichnen die von Bloomberg erfassten führenden Gold-ETF steten Mittelzufluss. Doch für viele Anleger ist Gold als vorübergehender Parkplatz ihrer Vermögen gegenüber gut verzinsten Dollaranleihen noch zu wenig attraktiv. Da ändern auch die politischen Risiken wie aktuell rund ums Thema Brexit wenig.
Britischer Markt beeinflusst Goldpreis nicht nachhaltig
Auch wenn sich britische Anleger mit Gold vorzüglich gegen den Kurszerfall ihrer Heimwährung schützen konnten, bleibt dieser lokal begrenzte Markt zu unbedeutend, um den Goldpreis nachhaltig zu beeinflussen. Der Preis der Feinunze in Pfund gerechnet erreichte diese Woche ein 15-Monate-Hoch. Die gleiche Erfahrung machten im vergangenen Sommer bereits türkische Anleger, welche sich am lokalen Goldmarkt rechtzeitig eindecken konnten. Der Preissturz der Lira liess den lokalen Goldpreis um bis zu 40 Prozent steigen. Somit erfüllte Gold seine Aufgabe als Absicherungsinstrument in vorbildlicher Manier.
Zwischen 1300-1400 US-Dollar pro Goldunze zu erwarten
Für das kommende Jahr liegt der Konsens der Analystenschätzung für Gold zwischen 1300 und 1400 USD pro Unze, wobei meist das erwartete Ende der Dollarstärke als Hauptargument für die Erholung angeführt wird. Politische Risiken, die zwar zahlreich rund um den Globus verteilt vorhanden sind, fallen in der Bewertung weniger stark ins Gewicht.
Weisse Metalle bleiben nur schwer einschätzbar
Bei den weissen Metallen bleibt die Einschätzung schwierig. Während Palladium mit hektischen Kurssprüngen in den letzten Tagen wiederholt über dem Goldpreis notierte, ist auch das Rückfallrisiko gestiegen. Die für die Palladiumnachfrage wichtigen Verkäufe der Fahrzeughersteller haben ihre Blütezeit schon länger hinter sich. Während in den USA der Fahrzeugmarkt langsam wieder Boden findet, hat sich in China der deutliche Rückgang der Verkaufszahlen auch im November fortgesetzt. Es ist damit zu rechnen, dass im Reich der Mitte 2018 zum ersten Mal in 30 Jahren weniger Autos verkauft wurden als im Vorjahr. Doch vorerst glänzt Palladium in Dollar mit einem Kursplus von 17 Prozent in der Jahresrechnung und wird 2018 wohl als einziges Edelmetall im grünen Bereich beenden. Das kommende Jahr dürfte für den Kursüberflieger der vergangenen zwei Jahren aber deutlich schwieriger werden.