Weltklimarat: Bis 2040 erreicht Erderwärmung bereits 1,5 Grad
In einem Sonderbericht* hat der UN-Weltklimarat IPCC 2018 dargestellt, wie radikal der Wandel bei der Nutzung primärer Energiequellen sein muss, um die globale Klimaerwärmung bei etwa 1,5 Grad Celsius zu stoppen. Der Bericht zeigt, dass eine Erderwärmung um weitere 0,5 Grad Celsius auf insgesamt 1,5 Grad Celsius bis 2040 nicht mehr zu vermeiden ist (Abb. 1). Was bisher in der Politik nicht verstanden oder worüber oft geschwiegen wird, ist der ernüchternde Befund des wissenschaftlichen Konsensus: Eine signifikante Reduktion des globalen CO2-Ausstosses kann den Klimawandel bestenfalls verzögern, jedoch nicht stoppen. Selbst die Halbierung des globalen CO2-Ausstosses bringt keine Lösung. Nur der rasche Übergang zu einer vollständig dekarbonisierten Energieversorgung stoppt die Erderwärmung. Das heisst nicht notwendigerweise, dass schon in wenigen Jahrzehnten keine fossilen Energieträger mehr verwendet werden können. Die Emissionen wären aber durch Abscheidungs- und Speichertechnologien zu minimieren.Abbildung 1: Aus den globalen monatlichen Temperaturdaten seit 1960 erkennt man den anhaltenden Temperaturanstieg. Die dargestellte Abflachung des Temperaturtrends ab 2040 kann nur erwartet werden, wenn eine radikale Reduktion des menschenverursachten Ausstosses an Treibhausgasen jetzt einsetzt.
Die zur «Abflachung » notwendigen drastischen Reduktionsszenarien sind in Abb. 2 dargestellt. Dass nebst CO2 auch andere Treibhausgase wie Methan einen nicht vernachlässigbaren Einfluss haben, erkennt man an den verschieden breiten Szenariokorridoren. Je weniger auch die Reduktion anderer Treibhausgase gelingt, desto grösser die Möglichkeit einer noch stärkeren Erderwärmung von bis zu 2 °C schon weit vor 2060.
40 Gigatonnen CO2 pro Jahr - wie viel ist das?
Eine Gigatonne entspricht etwa der Masse von einem Kubikkilometer Wasser. Stellt man sich das jährlich durch menschliche Aktivität ausgestossene CO2 in fester Form als sogenanntes Trockeneis vor, dann würde es ein Volumen von ca. 27 Kubikkilometern einnehmen. Dies entspricht etwas mehr als der Hälfte des Volumens des Bodensees. Somit wird gegenwärtig global alle zwei Jahre eine CO2-Menge in die Atmosphäre freigesetzt, die in etwa der Füllung des gesamten Bodensees mit Trockeneis entspricht. Es ist ein radikales Szenario für die Senkung des Ausstosses von Treibhausgasen notwendig. Denn die CO2-Konzentration in unserer Atmosphäre steigt auch dann noch weiter an, wenn der CO2-Ausstoss reduziert wird. Denn jedes ausgestossene Gramm CO2 verharrt für sehr lange Zeit (jahrhundertelang) in unserer Atmosphäre. Die atmosphärische CO2-Konzentration nimmt somit weiter zu, selbst wenn der jährliche Ausstoss weltweit halbiert würde. Der Zusammenhang zwischen steigender CO2-Konzentration und erwarteter globaler Klimaerwärmung wird über empirische Klimamodelle ermittelt. Es kann somit nie einen «Beweis» für die Richtigkeit solcher Modelle oder gar einen «Beweis» für den Klimawandel selbst geben. Dennoch erkennt die Forschung Jahrzehnt für Jahrzehnt immer deutlicher und facettenreicher das Ausmass und die Dringlichkeit der Herausforderung.Die mittlere Grafik zeigt die gesamte CO2-Menge, die der Mensch seit Mitte des 19. Jahrhunderts, aber vor allem ab 1960 in die Erdatmosphäre ausgestossen hat. Man erkennt, dass von 1870 bis 1960 etwa 700 Gigatonnen ausgestossen wurden. Von 1960 bis 2020 sind nochmals 1300 Gigatonnen zusätzlich dazugekommen. Bei ungebremstem Ausstoss von aktuell 40 Gigatonnen pro Jahr kämen bis 2045 nochmals 1000 Gigatonnen dazu. Der Gesamtausstoss an CO2 seit 1870 läge dann 2045 bei bereits 3000 Gigatonnen. Nur eine vollständige Vermeidung von weiterem CO2-Ausstoss kann verhindern, dass die atmosphärische CO2-Konzentration auch nach 2050 weiter ansteigt.
Die Grafik rechts zeigt die Energiezufuhr in die Atmosphäre, die durch Nicht- CO₂-Treibhausgase entsteht. CO2 ist zwar der Hauptfaktor, weitere Treibhausgase werden aber einbezogen, um die Genauigkeit der Modelle zu optimieren.
Im Widerspruch: Der erwartete Konsum an fossilen Energieträgern steigt bis 2040 weiter
In scharfem Widerspruch zur notwendigen radikalen Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen stehen die Prognosen zur Entwicklung des globalen Energiekonsums und dessen Zusammensetzung bis 2040. So wird ein weiterer leichter Anstieg des Verbrauchs fossiler Energieträger wie Öl, Kohle und Gas erwartet. Die globalen Prognosen der Internationalen Energie-Agentur (IEA) entstehen durch Aggregation der Szenarien aus nationalen Energiestrategien. Der Widerspruch zwischen der Forderung der Wissenschaft nach Dekarbonisierung und dem erwarteten Verhalten der Staaten in ihren nationalen Energiestrategien zeigt, dass die Politik bislang keine zielführende Antwort auf die globale Herausforderung Klimawandel gefunden hat.Auch die IEA kommt zum Schluss, dass nur eine vollständige Vermeidung des Ausstosses von Treibhausgasen bis zum Ende des Jahrhunderts eine drastische Überschreitung des 2-Grad-Ziels vermeiden kann.
Wird die durch Treibhausgase induzierte Klimaerwärmung durch die Wissenschaft ausreichend genau geschätzt, dann bleibt wenig Zeit, um zur Stabilisierung des Klimas eine fundamentale globale Energiewende einzuleiten. Bleibt diese aus, wird sich die Menschheit den möglicherweise dramatischen Klimaveränderungen anpassen müssen. Die Folgen des Klimawandels für einzelne Regionen oder Länder sind im Detail nur schwierig oder kaum vorauszusehen. Auch einzelne, regional begrenzte Dürreperioden der jüngeren Vergangenheit sind nicht einfach kausal mit dem Klimawandel zu verknüpfen. Studien zum Zusammenhang zwischen dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien und der unmittelbar davor herrschenden Jahrhundertdürre zeigen aber auf, welche zerstörerischen Folgen veränderte klimatische Bedingungen haben können.
Wir gehen nicht davon aus, dass eine Begrenzung der Klimaerwärmung auf unter 2 Grad wahrscheinlich ist. Grund sind die fehlende Einigkeit, Bereitschaft und Fähigkeit der Weltgemeinschaft, notwendige Massnahmen rasch einzuleiten. Umso wichtiger wird das Thema nachhaltiges Anlegen. Die Kosten zur Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen sind ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung bis 2040 und darüber hinaus. Sie sind aber auch eine Chance für jene Unternehmen und Investoren, die Lösungen und Visionen entwickeln, damit die Welt wenigstens besser mit den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel umgehen kann. Wer die Problematik einfach ignoriert oder argumentiert, man könne sowieso nichts mehr tun, alles könne beim Alten bleiben, der geht das Risiko ein, durch den Wandel überrascht und überfordert zu werden.
Nachhaltiges Anlegen bringt keine Nachteile für die Anlegerin oder den Anleger
Seit 2016 verleihen wir bei unseren Anlageprodukten dem Thema Nachhaltigkeit mehr Gewicht und Wirkung. Unsere Palette an nachhaltigen Anlagestrategien kann mit den erzielten Renditen mit den besten konventionellen, d.h. nichtnachhaltigen, Anlageprodukten am Markt mithalten. Wir haben in den vergangenen Jahren mit unserer eigenen nachhaltigen Produktpalette somit die Probe aufs Exempel erbracht. Nachhaltiges Anlegen muss nicht mit einer tieferen Anlagerendite einhergehen. Somit bestehen aus unserer Sicht unabhängig von der wissenschaftlichen Evidenz zum Klimawandel keine vorhersehbaren Nachteile darin, eine Anlagestrategie nach Nachhaltigkeitsprinzipien zu gestalten.Wir empfehlen grundsätzlich die Wahl einer nachhaltigen Anlagestrategie
Natürlich werden bei nachhaltigen Anlagen neben ökologischen auch soziale und ethische Fragen sowie Prinzipien der guten Unternehmensführung in den Anlageprozess einbezogen. Auch hier stützen wir uns bei der Auslegung unseres nachhaltigen Anlageprozesses auf belastbare Argumente und auf das Vorhandensein von nachvollziehbaren Daten. Der blosse Rückzug auf ideologische Grundpositionen ist nicht der Geist, der in unserem Anlageprozess herrscht. Unsere Kunden sollen auch die Wahl haben, uneingeschränkt ihre bevorzugte Anlagestrategie umzusetzen. Wir empfehlen Ihnen aber grundsätzlich die Wahl einer nachhaltigen Anlagestrategie. Wir erwarten, dass dies längerfristig Vorteile für die Bewältigung der kommenden Herausforderungen an den Finanzmärkten bringen wird.Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.