Weshalb haben Sie sich 2012 eigentlich für Solarenergie entschieden?
Denise Senn: Solarstrom ist einfach sauberer Strom und das allein war für uns schon ein sehr guter Grund. Zudem fanden es unsere Genossenschafter eine super Idee und standen voll dahinter. Anfangs investiert man zwar verhältnismässig viel Geld, aber langfristig lohnt sich die Investition – und die Natur gewinnt auch. Das hat uns angespornt, die ganze Sache vor sieben Jahren in Angriff zu nehmen.
Wie würden Sie die Situation in Basel beurteilen? Ist die Stadt solarfreundlich?
Timo Weber: Finanziell gesehen, ist Basel eine sehr solarfreundliche Stadt: Während man auf der Warteliste der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) vom Bund teilweise jahrelang nach dem Bau der Anlage noch auf Fördermittel warten muss, garantierte der Kanton Basel-Stadt bereits 2012 eine Art "Zwischenfinanzierung". Das heisst, dass man gleich bei Inbetriebnahme der Solaranlage von denselben Bedingungen profitiert wie bei der KEV, auch wenn man noch auf der Warteliste steht. Dieses Angebot haben wir damals in Anspruch genommen: Wir haben auf eine Einmalvergütung verzichtet, erhalten dafür jedoch 25 Jahre lang 37 Rappen pro produziertem Kilowatt. Das ist ein sehr guter Preis und lohnt sich für uns.
Denise Senn: Daher darf die Anlage jetzt bloss nicht kaputt gehen, sonst wäre die Einmalvergütung doch schlauer gewesen… (lacht.)
Hat sich bis heute an den Bedingungen etwas geändert?
Timo Weber: Wenn man heute eine Anlage einbaut, so erhält man eine Einmalvergütung über circa ein Drittel der Gesamtkosten. Den Strom braucht man dann selbst oder verkauft ihn an einen lokalen Anbieter – wie wir an die IWB. Während man in Bern beispielsweise nur 6-9 Rappen pro Kilowatt vergütet bekommt, sind es in Basel im Normalfall um die 11-14 Rappen. Ein sehr deutlicher Unterschied. Deshalb kann man durchaus sagen: Wenn Solaranlage – dann in Basel.
Benutzen Ihre Mieter den produzierten Strom auch selbst?
Timo Weber: Den Strom, den unsere Mieter benötigen, zahlen wir ganz normal, nur verkaufen wir vorher unseren eigens produzierten Solarstrom an die IWB. Das macht es rentabel, da wir für unseren Verbrauch weniger zahlen, als wir von der IWB pro Kilowatt vergütet bekommen.
Sie haben ja nun eine sehr grosse Anlage. Wie sähe das Ganze bei einem Einfamilienhaus aus?
Timo Weber: Bei einem Einfamilienhaus achte ich dann eher darauf, dass ich den selbst produzierten Strom möglichst selbst brauche. Da muss ich allerdings meine Wäsche dann waschen, wenn die Sonne am hellsten scheint. Wenn es dunkel ist, benutze ich dann den Batterien-Akku im Keller. In Basel ist es allerdings auch für Einfamilienhaus-Besitzer finanziell attraktiv, den Strom aus der Photovoltaik-Anlage nicht nur selbst zu brauchen, sondern ins lokale Stromnetz einzuspeisen. Für Anlagen-Betreiber in anderen Kantonen wo die Vergütung tiefer ausfällt, ist es wirklich ratsam, stärker auf Eigenverbrauch zu setzen.
Wie viel Strom produziert Ihre Solaranlage im Schnitt?
Timo Weber: 2017 hat sie beispielsweise über 26% mehr Strom produziert als vorher berechnet: Total rund 150'545 kWh. Im Sommer produziert unsere Anlage an einem sonnigen Tag locker um die 900 kWh pro Tag. Das wiederum reicht aus, um etwa 90 Haushalte den ganzen Tag mit Strom zu versorgen, wenn man davon ausgeht, dass ein Haushalt etwa 10 kWh pro Tag verbraucht.
Denise Senn: Es hängt natürlich auch stark von der jeweiligen Platzierung der Anlage ab, wie viel man tatsächlich erwirtschaften kann. Unsere Anlage ist gegen Osten ausgerichtet. Somit produziert sie immer weniger, je mehr die Sonne nach Westen wandert, doch selbst dann kommt noch eine stattliche Anzahl Kilowattstunden zusammen. Heute könnte man sich sogar überlegen, Teile der Fassade miteinzubeziehen. Denn im Gegensatz zu früher gibt es jetzt Solarpanels in verschiedensten Farben – da kommt auch die Optik nicht zu kurz.
Eine Solaranlage ist mit Kosten verbunden. Wie teuer ist der Einbau?
Denise Senn: Wir haben rund 560 000 Franken bezahlt, allerdings muss man sagen, dass wir auf vier sehr grossen Miethäusern je eine riesige Anlage installiert haben. Diese Kosten sind nicht vergleichbar mit kleinen Anlagen für Einfamilienhäuser, die es heutzutage bereits ab wenigen Tausend Franken gibt. Zudem fallen die Kosten heute viel geringer aus, als noch zu unserer Zeit. Heute müssten wir für die gleichen Anlagen wie unsere wohl kaum mehr als 200 000 Franken zahlen – der Unterschied ist also wirklich enorm. Jeder, der sich heutzutage für eine Solarstrom-Anlage entscheidet, profitiert von viel besseren Konditionen.
Nach wie vielen Jahren sind in etwa die Investitionskosten amortisiert?
Denise Senn: Bei uns sollte das nach 12-15 Jahren der Fall sein.
Timo Weber: …Es sei denn, es regnet ab jetzt von Juli bis August nur noch durch (lacht).
Denise Senn: …Oder es schneit sechs Monate durch. (lacht). Nein, im Ernst: Wir nehmen mit der Anlage bisher pro Jahr zwischen 50 und 55 Tausend Franken ein - das ist ein sehr gutes Ergebnis.
Verlief der Einbau damals reibungslos?
Denise Senn: Da wir zu den allerersten Genossenschaften gehörten, die sich in Basel für ein solches Projekt entschieden haben, hatten wir anfangs einige Schwierigkeiten: Obwohl es hiess, dass Basel zum «grössten Solardach der Schweiz» werden sollte, beanstandete die Stadtbildkommission die Optik unserer Anlage weil wir die Dachfenster unbedeckt liessen. Das wurde uns für einige Zeit zum Verhängnis.
Timo Weber: Am Ende hiess sogar, wir sollten die Anlage auf unsere Kosten wieder abbauen. Doch wir haben gekämpft. Auch unsere Genossenschafter haben uns sehr unterstützt – da sind wir sehr dankbar für. Der Entscheid wurde schliesslich aufgehoben. Wenn wir heute nochmal eine Anlage einbauen müssten, so würden wir die Dachfenster ebenfalls abdecken lassen. Vor allem, da sich unmittelbar unter dem Dach kein Wohnraum befindet.
Denise Senn: Wer Pionierarbeit leistet, muss halt ab und zu Federn lassen… Für künftige Anlagenbetreiber ist wichtig zu wissen: Heute sind die ganzen Prozesse viel einfacher geworden und Schwierigkeiten treten beim Solar-Einstieg immer seltener auf.
Was ist wichtig bei der Wahl der Anlage und des Anbieters? Was raten Sie Baslern, die sich für eine Photovoltaik-Anlage interessieren?
Denise Senn: Ich würde jedem raten, den Einbau der Solaranlage mit einer allenfalls anstehenden Dachsanierung zu verbinden. Dadurch zahlt man das allenfalls nötige Gerüst nur ein Mal und holt sowohl optisch, energetisch als auch kostenmässig das Beste heraus. Am besten kontaktiert man bei Interesse die Energiefachstelle des Amtes für Umwelt und Energie (AUE) und lässt sich unabhängig beraten. Es kommt dann jemand vorbei, schaut mit einem das Haus an und beurteilt, wie gut sich Dach und Fassade für eine Anlage eignen. Man sollte es jedenfalls in Ruhe angehen und nichts überstürzen.
Timo Weber: Das ist so. Aber auch, wenn man das Dach erst kürzlich saniert hat, ist das kein Hindernis für den Einbau einer Solaranlage. Vor allem, wenn man beispielsweise – anders als wir – ein Flachdach hat. Da bräuchte man gar kein Gerüst uns spart die Kosten ein. Im Übrigen ist erwähnenswert, dass ab 2020 der Gesetzgeber eine Aufteilung der Sanierungskosten für energetische Massnahmen auf über drei Steuerperioden erlauben soll und nicht so wie heute, nur in derselben Steuerperiode. Dies soll dabei helfen, die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen. Das bedeutet: Das Steueroptimierungspotenzial beim Einbau einer Solaranlage wird für Privatpersonen noch grösser als bisher. Also noch ein Grund mehr sich dafür zu entscheiden – und die Natur wird es uns am Ende allen danken.