Kaum zu glauben, aber wahr. Die Mitte 2016 begonnene Zinswende scheint schon wieder vorbei. Anfang des Jahres gaben die Renditen der Obligationen wieder nach. Die 10-jährigen Staatsanleihen der Schweiz rentierten Ende Mai bei fast Minus 0,5%. Eine gute Nachricht für alle, die eine neue Hypothek benötigen oder eine bestehende bei ihrer Bank verlängern müssen. Schliesslich kann man sich diese zu historisch tiefen Zinssätzen sichern. Eine schlechte Nachricht aber für Käufer von Obligationen und Pensionskassen, die auf höhere Renditen hofften. Aber auch eine schlechte Nachricht für die Wachstumsperspektiven.
Ist der Zins tief, leidet langfristig gesehen die Produktivität
Während es auf den ersten Blick für alle einleuchtend ist, dass ein tiefer Zinssatz Obligationen unattraktiv macht, erschliesst sich die negative Auswirkung auf die längerfristigen Wachstumsaussichten erst auf den zweiten Blick. Immerhin sorgt ein tiefer Zins bei Unternehmen für günstige Finanzierungsbedingungen. Ein tiefer Zinssatz verhindert damit aber auch wichtige Anpassungsprozesse. Sie ermöglichen Unternehmen das Überleben, die ansonsten aufgrund geringerer Wettbewerbsfähigkeit aus dem Markt ausscheiden müssten. Denn sie nehmen teilweise den Druck, sich stetig zu verbessern und die Produktivität zu steigern.
Tiefer Zinssatz kann Gefahr für Unternehmen sein
Bei tiefem Zins besteht latent die Gefahr, dass Unternehmen erhaltenes Kapital aufgrund der niedrigen Finanzierungskosten falsch, beziehungsweise wenig produktiv verwenden. Sie stecken das Geld in kaum zukunftsträchtige Geschäftsmodelle, es kommt zu einer Fehlallokation von Kapital. Der tiefe Zins verhindern somit notwendige Bereinigungsprozesse. Auf deren reinigende Wirkung hatte bereits der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts hingewiesen. Und auf die Bedeutung von Innovationen für die Wachstumsperspektiven der Volkswirtschaften.
Herausforderung für Anlegerinnen und Anleger
Das aktuelle Tiefzinsumfeld stellt die Anlegerinnen und Anleger vor eine grosse Herausforderung. Dies gilt aber nicht nur für den Kauf von Obligationen, sondern auch für Aktienanleger. So besteht die Gefahr, dass man mit der Fehlallokation von Kapital verbundene Risiken nicht erkennt. Also in wenig zukunftsträchtige Aktien investiert. Deshalb ist es für uns vor dem Kauf von Einzeltiteln unerlässlich, nicht einfach den Hochglanzbroschüren und Versprechen von Unternehmen zu vertrauen. Wir führen in unserer Vermögensverwaltung vor jedem Kauf- und Verkaufsentscheid eine tiefgehende Analyse der Unternehmen und der eingesetzten Finanzprodukte durch. Gerade im aktuellen Tiefzinsumfeld ist aus unserer Sicht eine professionelle Vermögensverwaltung unerlässlich. Sie hilft Fehler zu vermeiden.