Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Mathilde Zehnder: Mir ist wichtig, dass meine Familie und meine Freunde gesund und glücklich sind. Dann ist schon viel erreicht.
Stéphanie Zehnder: Da kann ich meiner Tochter nur beipflichten.
Augusta Zehnder: Gerade mit bald 80 Jahren kann ich das auch unterschreiben: Nichts geht über die Gesundheit.
Was bedeutet Ihnen Geld?
Mathilde Zehnder: Nicht sehr viel. Das Thema Geld ist für mich zweitrangig. Mir ist es wichtiger, glücklich zu sein. Und doch bin ich mir bewusst, dass ich Geld brauche, um mir meine Wünsche zu erfüllen.
Stéphanie Zehnder: Geld zu haben, bedeutet für mich Sicherheit und Gelassenheit. Die Basis, um frei und selbstbestimmt zu leben.
Augusta Zehnder: Früher, als die Kinder noch zuhause waren, war das Geld bei uns immer eher knapp. Da war das Thema viel präsenter, weil wir schauen mussten, wie wir finanziell auskamen. Heute, mit meiner Rente aus AHV und Pensionskasse, komme ich sehr gut über die Runden. Schön, dass ich mir da keine Sorgen machen muss.
Welche Träume möchten Sie noch verwirklichen? Worauf sparen Sie?
Stéphanie Zehnder: (lacht) Da haben wir unserer Tochter die Faszination fürs Reisen wohl vererbt. Mein Mann und ich lieben es, in andere Länder zu reisen und in fremde Kulturen einzutauchen. Den grossen Traum vom Haus haben wir uns erfüllt. Für die Ausbildung der Kinder liegt etwas auf der Seite. Jetzt fliesst alles ins Reisen, was wir nicht in unsere Altersvorsorge stecken.
Augusta Zehnder: Für grosse Träume fehlt mir mit bald 80 die Zeit (lacht). Ich konzentriere mich darauf, mir meine kleineren Wünsche zu erfüllen. Ich will meinen Alltag aktiv gestalten: Ski fahren, Velo fahren, Volleyball spielen, Wandern, ins Theater und an Konzerte gehen, mal wieder in die Ferien ans Meer. Ich spare auf nichts, habe aber etwas für meine Beerdigung zur Seite gelegt. Ich will nämlich, dass das ein richtig gutes Fest wird (lacht).
Mit wem sprechen Sie über das Thema Geld?
Mathilde Zehnder: Mit meiner Familie. Wir sprechen sehr offen darüber, wie viel unser Lebensunterhalt und neue Anschaffungen kosten. Mit meinen Freunden könnte ich auch über Geld sprechen. Das tun wir aber nicht, weil es uns nicht wichtig ist.
Stéphanie Zehnder: Ich spreche mit allen übers Geld, wahrscheinlich fast zu offen (lacht). Da entspreche ich nicht der typischen Schweizerin. Ich merke immer wieder, wie das Thema vielen Leuten unangenehm ist.
Augusta Zehnder: Das stimmt. Ich spreche eigentlich nie über Geld. Mein Sohn kennt meine finanzielle Situation, weil er meine Steuern macht. Wir sprechen aber nie darüber. Auch in meinem Bekanntenkreis empfinde ich das Thema Geld immer noch als Tabuthema.
Von wem haben Sie den Umgang mit Geld gelernt?
Stéphanie Zehnder: (lacht) Das ist aber schön, dass diese alten Geschichten etwas bewirken. Ich bin mit wenig Geld aufgewachsen. Wir mussten sehr genau aufs Budget achten, damit es für das Nötigste reichte. Da habe ich von meinen Eltern gelernt, wie man auch aus wenig das Beste herausholt. Heute bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung. Uns ist es wichtig, unseren Kindern den Wert des Geldes nahezubringen. Dass es nicht einfach auf Bäumen wächst, sondern man etwas dafür tun muss.
Augusta Zehnder: Ich bin als uneheliches Kind bei meiner Mutter aufgewachsen. Wir mussten jeden Rappen zweimal umdrehen. So richtig mit Geld befasst habe ich mich eigentlich erst in der kaufmännischen Lehre.
Verraten Sie uns Ihre Laster: Wofür geben Sie gerne (zu viel) Geld aus?
Stéphanie Zehnder: Abgesehen vom Reisen, fürs Essen. Ich liebe es, ausgiebig zu kochen. Für gute Lebensmittel gebe ich gerne Geld aus.
Augusta Zehnder: Für Kultur. Ich gehe für mein Leben gerne ins Theater, an Konzerte und in Museen. Im letzten Jahr konnte ich da aber (unfreiwillig) Geld sparen (lacht).
Welchen Tipp möchten Sie einander geben?
Stéphanie Zehnder: Lebt euer Leben im Hier und Jetzt. Gebt euer Geld für Erlebnisse aus, nicht für Materielles. Materielles vergeht, aber die Erinnerung an schöne Erfahrungen bleibt.
Augusta Zehnder: Mein Tipp an Mathilde: Mach ja keine Schulden. Bitte lieber deine Eltern oder mich um einen Vorschuss, wenn du Geld brauchst. All diese Konsumkredite und Abzahlungsverträge, die man an jeder Strassenecke kriegt, sind mir suspekt.
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Interview: Anita Walser
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