Biodiversität in der Schweiz: Den Garten naturnah gestalten

Wildbiene, Vogel und Schmetterling: tagtäglich sorgen sie für die nötige Balance in unserer Natur. Doch fühlen sie sich bei Ihnen im Garten oder auf der Terrasse auch wohl? Yvonne Reisner von der Stadtgärtnerei Basel erklärt, weshalb einheimische Pflanzen für die Biodiversität so wichtig sind und gibt nützliche Tipps.
Am 28.04.2022 in Wohnen von Ekaterina Cámara

Auf einen Blick

  • Eine gesunde Natur ist nicht selbstverständlich. Deshalb sollten wir auch im Garten oder auf der Terrasse auf eine möglichst grosse Artenvielfalt achten.
  • Die Stadt Basel unternimmt sehr viel, um die Biodiversität zu steigern. Yvonne Reisner (Leiterin Fachbereich Natur, Landschaft, Bäume bei der Stadtgärtnerei Basel) gibt Auskunft dazu.
  • Tipps für grössere Artenvielfalt: So richten Sie Ihren Garten attraktiv für Bienen, Schmetterlinge und Vögel ein. Für gesteigerte Biodiversität und unser Klima.

Was ist Biodiversität?

Biodiversität bedeutet Artenvielfalt. Je grösser die Fülle unterschiedlichen Lebens auf einem bestimmten Landschaftsraum (Pflanzen, Tiere, Insekten & Co.) ist, umso besser für Natur, Klima und Mensch.

Grössere Artenvielfalt – lebenswertere Welt

Eine gesunde Natur mit allem was sie zu bieten hat ist keine Selbstverständlichkeit. Insbesondere heute, in einer Zeit, in der wir öfter an uns, als an die Bedürfnisse unseres unmittelbaren Umfeldes denken. Das weiss Yvonne Reisner als Leiterin des Fachbereiches «Natur Landschaft und Bäume» der Stadtgärtnerei Basel nur zu gut. Seit Jahren beschäftigt sie sich mit Biodiversität in unserer Stadt. Dass die Artenvielfalt in Basel erhalten bleibt, ist auch der Verdienst von ihr und ihrem Team. «Nicht jedem ist bewusst, wie sehr wir Menschen auf das Zusammenspiel von Pflanzen, Tieren und Insekten angewiesen sind. Dabei ist Biodiversität, also das ausgewogene Nebeneinander von Pflanzen, Tieren und Insekten das absolute Grundgerüst der Natur.», sagt sie und ergänzt: «Nur einem geordneten Ökosystem kann die Natur sich so entwickeln, wie sie das möchte und wie es für sie gut ist. Zudem ist Biodiversität auch für unser Klima sehr wichtig.»

Was, wenn die Biodiversität schwindet?

Was aber, wenn die Bedingungen für das friedliche Nebeneinander nicht mehr gegeben sind? «Die Natur und das Klima leiden, wenn die Balance fehlt. Denn in der Natur hängt alles voneinander ab. Ohne eine ausreichende Biodiversität sinkt auch die Lebensqualität für Mensch und Tier. Der Mensch leidet automatisch mit.», erklärt Reisner. 

Wir Menschen sind auf das Zusammenspiel von Pflanzen, Tieren und Insekten angewiesen.
Yvonne Reisner, Stadtgärtnerei Basel

Doch wie wirkt sich eine schwindende Artenvielfalt konkret auf unsere Umgebung aus? Auch dazu steht Reisner Rede und Antwort: «Wenn das Regewasser beispielsweise nicht mehr in die Erde versickern kann, sondern direkt in die Kanalisation abfliesst, weil es in der Stadt zu wenig Grünflächen gibt, wird es durch die fehlende Verdunstung heisser. Deshalb engagieren wir uns mit Herzblut für mehr Grün in der Stadt, das eine ausreichende Verdunstung sicherstellt. Aber es ist nicht nur das: auch die weltweite Lebensmittelproduktion ist ohne ausreichende Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Insekten in Gefahr. Ein Beispiel: Für Honig brauchen wir Bienen. Sterben diese aus, gibt es keinen Honig mehr. Und auch viele Pflanzenarten wären ohne die Bienen vom Aussterben bedroht. Ein hohes Mass an Artenvielfalt wirkt sich zudem auch auf unsere Laune aus: mangelt es z.B. an Grünanlagen, Bäumen und Parks, können wir die Natur nicht mehr bei einem schönen Spaziergang geniessen.»

Bild: Yvonne Reisner, Stadtgärtnerei Basel

Artenschutz, Biotopschutz und Landschaftsschutz sind wichtige Themenfelder der Stadtgärtnerei Basel.
Yvonne Reisner, Stadtgärtnerei Basel

Die Stadtgärtnerei Basel trägt aktiv zur Biodiversität bei

«Neben unserem Engagement für mehr Grünflächen und deren Pflege in der Stadt haben wir auch unzählige andere Aktivitätsbereiche.», erklärt Reisner. «Da naturnahe Lebensräume für die Lebensqualität unserer Stadt enorm wichtig sind, ist der Kanton verpflichtet, verschiedene Vorkehrungen zu treffen. Sowohl kantonale und nationale, aber auch internationale. Themenfelder, die besonders relevant sind, sind der Artenschutz, der Biotopschutz und Landschaftsschutz. Hierzu werden täglich verschiedenste Massnahmen in Basel umgesetzt. Ausserdem sind wir momentan dran das Naturschutzkonzept bis 2024 zu aktualisieren. Denn wir haben noch sehr viel Neues vor uns.»

Was kann jeder Einzelne tun?

Was kann jede Baslerin und jeder Basler aber nun selbst für die Artenvielfalt und Biodiversität in der Schweiz tun? Reisner hat dazu viele Vorschläge auf Lager: «Es ist wichtig auch in seinem Umfeld – sei es ein Garten, eine Terrasse oder ein Balkon - möglichst viele Grünflächen zu schaffen. Eventuell lohnt sich dazu ein Garten- oder Terrassenumbau oder eine biodiverse Dachbegrünung. Wir sollten dabei darauf achten, dass wir möglichst nur mit regional verbreiteten Pflanzenarten arbeiten. Denn sie kommen bei den hiesigen Tieren und Insekten viel besser an als exotische. Ein lebendiger und gut gepflegter Kompost wäre ein weiterer Tipp. Doch es gibt noch so viel mehr – es lohnt sich, Augen und Ohren stets offen zu behalten und sich ernsthaft für die Natur zu interessieren, die einen umgibt. Zum Beispiel können wir auch dazu beitragen, dass sich Bienen, Schmetterlinge und Vögel auf unseren Grünflächen wohlfühlen.»

Das können Sie für Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel tun – Unsere Tipps

Der wildbienenfreundliche Garten 

Der wildbienenfreundliche Garten 

Auf die Bienen sollten wir ganz besonders aufpassen. Denn wenn es sie nicht mehr gibt (Stichwort Bienensterben), gibt es uns auch nicht mehr lange. Der Grund ist einfach: Ohne die fleissigen Kerlchen würden die Erträge von circa drei Vierteln aller Nutzpflanzen massiv zusammenschrumpfen. Die kleinen gelben Helferlein übernehmen eine der Hauptrollen bei deren Bestäubung. Äpfel, Birnen, Tomaten, Zucchini und Mandeln – diese und weitere Gewächse kommen ohne die Bienen kaum aus. In Europa existieren dank ihrer Hilfe insgesamt rund 4000 Gemüsesorten. Man könnte es auch in Wirtschaftsleistung ausdrücken: Bienen erwirtschaften weltweit schätzungsweise circa 265 Milliarden Euro (Quelle: Greenpeace). Der deutsche Imkerbund schätzt die Bestäubungsleistung allein in Deutschland auf etwa 2 Milliarden pro Jahr. eine Nicht umsonst also sind sie der Inbegriff für Fleiss und Ausdauer. Damit sich Bienen und auch pelzige Hummeln in unseren Gärten wohlfühlen, sollte man am besten folgendes bieten:

Das brauchen Sie für Ihr Bienenparadies:

  • Eine grosse Blumenvielfalt mit vielen Blütenpollen zum Sammeln (wichtige Eiweissquelle für Bienenlarven und ihre Entwicklung)
  • Einheimische Blumenarten – (Was die Biene nicht kennt, frisst sie nicht 😊)
  • Herumliegendes Totholz (am besten mit Weissfäule-Befall) mit ca. 12cm tiefen Nistgängen zum Einnisten für die Bienenlarven
  • Im Idealfall ein mit Totholz und Steinen vor Fressfeinden geschütztes Sandarium ausgerichtet gen warmen Süden)
  • Insektenhotels
  • Regenschutz (mind. 20cm tiefes Dach)
  • Kein Einsatz von Chemikalien

Quelle: Biogarten.ch

Der schmetterlingsfreundliche Garten

Der schmetterlingsfreundliche Garten

Schmetterlinge sind faszinierende Tiere: Alleine schon die Entwicklung von der Larve zur Raupe ist ein Phänomen, das in der Tierwelt in der Form einzigartig ist. Rund 170 000 bekannte Arten gibt es weltweit. Der wissenschaftliche griechische Begriff: «Lepidoptera», was so viel heisst wie Schuppenflügler. Mit einer Flügelspannweite von 3 Millimetern bis zu 32 Zentimetern bei den grössten Schmetterlingen der Welt (Alexander-Falter aus Neu-Guinea und die südamerikanische Agrippina-Eule) lässt sich diese Insektengruppe als sehr vielfältig bezeichnen. Unter anderem Ölpalmplantagen bedrohen dort leider ihre Existenz. Die einheimischen Schmetterlinge sind zwar viel kleiner, deshalb aber nicht weniger bedroht: 78 der 226 einheimischen Arten gelten laut Roter Liste als gefährdet, für 44 besteht ebenfalls potentielle Gefahr. Der Lebensraum, den die schönen Tiere eigentlich gerne bewohnen würden (z.B. Moore, unberührte Wiesenhänge, lichte Wälder, Niederungen an Bächen und Flüssen) wird durch den Menschen immer weiter zurückgedrängt. Umso wichtiger ist es also, den eigenen Garten so zu gestalten, dass sich die schönen Falter dort wohlfühlen.

Das brauchen Sie für Ihr Schmetterlingsparadies:

  • Vielfältige und abwechslungsreiche Gartenstruktur
  • Viele heimische Blühpflanzen und Bäume (Wildblumen wie wilde Möhre, Flockenblume & einheimische Bäume und Sträucher wie Weide, Schwarzdorn oder Schneeball)
  • Küchenkräuter zum Blühen bringen (geben viel Nektar)
  • Futter für die Raupennahrung und zur Eiablage: Brennnesseln, Karotten, Fenchel, Ginster, Gräser, Veilchen, Dill, Thymian (verschiedenen Arten schmecken unterschiedliche Pflanzen)
  • Futter für ausgewachsene Schmetterlinge (Falter) im Frühling: Nektar von Nelke, Mohn, Pfingstrosen und Frühlingsastern
  • Futter für ausgewachsene Schmetterlinge (Falter) im Sommer: Nektar von Lavendel, Sonnenblume, Thymian, Johanniskraut und Sommeraster
  • Futter für ausgewachsene Schmetterlinge (Falter) im Herbst: Nektar von Herbstanemone, Efeu, Nachtkerze, Fetthenne, Nacht- und Silberkerze
  • KEINE Tujahecke oder Kirschlorbeer – diese sind für Schmetterlinge nicht geeignet
  • Verzicht auf künstliche Düngemittel und Schädlingsbekämpfung
  • Höchstens minimale Gartenbeleuchtung

Quelle: Nachhaltigleben.ch, Biogarten.ch

Der vogelfreundliche Garten

Der vogelfreundliche Garten

Getrimmter Rasen, künstliche Dekoration und Pflanzen, die nicht aus einheimischen Gefilden stammen: oft ist unser Garten einfach zu wenig vogelfreundlich. Dabei sind gerade Vögel auf einen naturnahen Garten angewiesen. Auch sie selbst leisten einen enormen Beitrag für die Umwelt: sei es zur Blattlausbekämpfung, zum Verteilen von Pflanzensamen in der Umgebung oder auch als wichtige Düngerlieferanten. Dabei nimmt die Artenvielfalt aktuell leider rapide ab. Ein attraktiver Lebensraum für Vögel sollte genügend Nahrung und Schutz bieten – sonst suchen sie das Weite. Wer also die Biodiversität in der Schweiz mithilfe des eigenen Gartens fördert, tut auch Vögeln und dem gesamten Naturkreislauf etwas Gutes. Wichtig für Vögel ist vor allem die einheimische Bepflanzung. Ein Beispiel: Der Kirschlorbeer ist nicht einheimisch. Entsprechend ist er auch nur für drei hiesige Vogelarten als Nahrung attraktiv. Die Süsskirsche, die in der Region weit verbreitet ist, nährt hingegen 45 (!) verschiedene Vogelarten. Auch wenn exotische Pflanzenarten also gut aussehen – setzen Sie für grössere Biodiversität besser auf Grün, das auch ortsbekannt ist. Die Vögel werden es Ihnen danken.

Wichtig: Ein Vogelparadies gleichzeitig für alle Vogelarten zu erschaffen ist fast nicht möglich. Zu unterschiedlich sind ihre Bedürfnisse. Doch auch wenn sich die eine oder andere Art sich bei uns wohlfühlt, haben wir schon Grosses erreicht.

Das brauchen Sie für Ihr Vogelparadies:

  • Am besten nur (oder überwiegend) einheimische Bepflanzung. Diese führt auch zu Insektenreichtum.
  • Auf www.floretia.ch lässt sich nachschauen, welche Wildpflanzen für Ihren Standort gut geeignet sind. (Beispiel: Wildrose wie Hundsrose/Kartoffelrose: durch ihre Dornen und buschigen Wuchs ein perfekter Zufluchtsort mit Schutz vor Katzen, Hunden und Raubvögeln)
  • Verschiedene Lebensräume bzw. Gartenzonen schaffen: Blumenwiesen, Beete, Büsche, Hochstauden, begrünte Zäune, Kletterpflanzen an den Fassaden, usw.
  • Grosse Bäume zum Nisten (auch Nistkästen zur Verfügung stellen)
  • Verzicht auf Chemikalien und Insektizide
  • Seltener Rasen mähen: 2-3 Mal im Jahr reicht aus – so haben Insekten, Bienen, Heuschrecken genügend Nahrung. Auf diese sind Vögel angewiesen.
  • Im Winter gut vor Regen geschützte Futterplätze mit regionalem Futter anbieten (kein Brot oder exotische Samen und Nüsse)
  • Verschiedenes Futter anbieten für:
    - Körnerfresser (z.B. Sonnenblumenkerne und Hanfsamen für Sperlinge, Meisen, Spechte, Finken, Kleiber)
    - Weich- und Insektenfresser (z.B. Haferflocken, gehackte Baum- und Haselnüsse, Obst & Rosinen etc. für Rotkehlchen, Amsel, Star)
  • Vogeltränke auf angebrachter Höhe
  • Schutz vor Haustieren wie z.B. Katzen. Tipp: Glöckchen am Katzenhalsband rettet Vogelleben!

Quelle: Umweltnetz-Schweiz.ch, Biogarten.ch

Ein hohes Mass an Artenvielfalt wirkt sich auch auf unsere Laune aus.
Yvonne Reisner, Stadtgärtnerei Basel

3 Fragen an Errahim Ballikaya, Leiter Markt Riehen, Basler Kantonalbank

Errahim Ballikaya

Herr Ballikaya, wie finanziere ich als Wohneigentümer bzw. Eigentümerin einen Gartenumbau, eine Dachbegrünung oder weitere Massnahmen zur Erhöhung der Biodiversität? Und wie unterstützt mich die Basler Kantonalbank dabei?

Bei jeder Art von Finanzierung betrachten wir die Gesamtsituation unserer Kundinnen und Kunden. In welcher Lebenssituation befindet er oder sie sich? Welche persönlichen und finanziellen Ziele sind gerade prioritär? Und wie lassen sich diese am besten erreichen? Auch bei der Finanzierung eines Gartenumbaus würden wir die Finanzierungsoptionen individuell anschauen. Für jeden finden wir dabei natürlich die bestmögliche Lösung.

Was müsste man bei einer bereits bestehenden Hypothek allenfalls beachten?

In vielen Fällen ist eine Erhöhung der Hypothek für einen Umbau möglich. Die Finanzierungsexpertinnen- und Experten setzen sich individuell mit der jeweiligen Situation auseinander: Wie lange läuft die bestehende Hypothek noch? Gibt es eine Amortisationspflicht? Allenfalls könnte eine Neubeurteilung der Hypothek neue Optionen eröffnen. Auch die steuerliche Situation analysieren wir ganzheitlich im Interesse unserer Kundinnen und Kunden.

Was ist sonst noch wichtig bei einem Gartenumbau und der Finanzierung?

Spannend wäre es in Erfahrung zu bringen, ob mitsamt dem Gartenumbau oder einer Dachbegrünung allenfalls auch weitere nachhaltige Massnahmen in der kommenden Zeit interessant wären. Beispielsweise der Einbau von Sonnenkollektoren, welche sich mit der Dachbegrünung sogar gegenseitig begünstigen (z.B. kühlen die Grünflächen die Solarmodule etwas ab, was zu einer Leistungssteigerung führt). Oder der Einbau einer ökologisch sinnvollen Heizungslösung (z.B. einer Wärmepumpe) für nachhaltige Energie. Auch eine nachhaltige Sanierung ist eine attraktive Option für nachhaltiges Wohnen. Mehrere Massnahmen gleichzeitig anzugehen lohnt sich finanziell oftmals mehr als die Umsetzung einzelner Projekte. Mit unserer Nachhaltigkeitshypothek ist sehr vieles möglich – und das zu sehr attraktiven Konditionen. Das neue BKB Hypo-Sorglospaket sichert ein solches Vorhaben zudem auf ideale Weise ab.

Ekaterina Cámara

Redaktion

socialmedia@bkb.ch
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