Regula Berger: «Die BKB ist erste Schweizer Bank mit Social Bond»

Als erste Bank in der Schweiz gibt die Basler Kantonalbank einen Social Bond heraus. Damit nimmt sie eine Vorreiterrolle auf dem Schweizer Markt ein und erhöht das Bewusstsein für soziale Herausforderungen in der nachhaltigen Transformation. Regula Berger, Leiterin Vertrieb kommerzielle Kunden der Basler Kantonalbank, im Interview.
Am 07.09.2022 in Nachhaltigkeit von Ekaterina Cámara

Frau Berger, es ist eine Ansage: Die Basler Kantonalbank bringt als erste Bank in der Schweiz Social Bonds heraus. 

Es ist Teil der DNA der Basler Kantonalbank im Dienste der Basler Bevölkerung und Wirtschaft den gemeinnützigen und preisgünstigen Wohnungsbau zu unterstützen und sich sozial zu engagieren. Entsprechendes findet sich nicht nur im Gesetz über die BKB und der Eignerstrategie des Kantons, sondern vor allem auch in unserer Überzeugung und somit der Ausrichtung der BKB. Damit haben wir die idealen Voraussetzungen für die Emission eines Social Bonds, womit die Kreditvergaben von erschwinglichem Wohnraum, der Zugang zur grundlegenden Gesundheitsversorgung sowie der sozioökonomische Fortschritt und Empowerment refinanziert werden. Zudem hat unser Eigner bereits im Juni den allerersten Social Bond in der Schweiz emittiert - ebenfalls mit dem Ziel, erschwinglichen Wohnraum zu fördern. Durch die zweite Emission wollen wir hier in Basel und in der Region den Fokus auf soziale Herausforderungen stärken und zu deren Lösung beitragen.

Wen sollen Social Bonds vordergründig ansprechen? 

Durch die Emission eines Social Bonds schliessen wir den Kreis: auf der Finanzierungsseite ermöglichen wir den Wohnbaugenossenschaften sowie sozialen Einrichtungen tiefe Finanzierungskosten, auf der anderen Seite werden die Anleger durch Social Bonds ebenfalls Teil dieses Kreislaufs.

Welche sozialen Zielsetzungen adressiert der Social Bond?

Die Mittel werden für die Kategorien Gemeinnütziger Wohnungsbau, Gesundheit & Pflege und Inklusion verwendet. Konkret zielen wir insbesondere auf folgende wichtige soziale Bereiche:

Infrastruktur und Gesundheitsversorgung: Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime
Bereitstellung von Finanzmitteln für Genossenschaften, zu deren Begünstigten die folgenden Zielgruppen gehören: Haushalte mit geringem Einkommen, Familien, Personen mit Beeinträchtigungen und ältere Menschen
Weniger Ungleichheiten: Einrichtungen für Suchtkranke oder Personen mit Beeinträchtigungen, Stiftungen mit gemeinnützigem Zweck

Welches Ziel verfolgt die Basler Kantonalbank mit der Herausgabe der Social Bonds?

Gerade Wohnbaugenossenschaften und Gesundheitseinrichtungen sind wichtige Zielgruppen der Basler Kantonalbank und bergen ein hohes Potential an sozialer regionaler Entwicklung. Dies sind soziale Themen, die wir in unserem Kerngeschäft begleiten wollen. Wohnen zählt zu den Grundbedürfnissen von Menschen. Um dies befriedigen zu können, muss Wohnraum für jeden Menschen zugänglich und erschwinglich sein. Aus diesem Grund unterstützen wir gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften.

Und bezüglich dem Ziel der Gesundheitsversorgung?

Damit die Basler Einwohnerinnen und Einwohner auch künftig von einer hochwertigen Gesundheitsversorgung profitieren können, sind Investitionen wie in Bau, Renovationen und in die Modernisierung von Gesundheitseinrichtungen und -infrastrukturen zwingend notwendig. Damit wird die Stabilität eines zentralen Pfeilers der Gesellschaft, nämlich die Sicherung der gesundheitlichen Versorgung und der Lebensgrundlagen, gefördert. Hier unterstützt die Basler Kantonalbank aktiv.

Unternehmen beschäftigen sich derzeit stark mit den Themen Umwelt und Klima. Wieso also ein Social und kein Green Bond? 

Nun, grundsätzlich ist es ja so, dass die Social Bond Principles (SBP) drei Jahre nach den Green Bond Principles (GBP) dem sogenannten «Standard-Setzer» eingeführt werden. Der Markt ist bei den Green wie auch Sustainable Bonds zwischen 2019 und 2020 stark gewachsen. Im Jahr 2021 hat das Wachstum in den Social Bonds ebenfalls stark zugenommen - wenn auch noch nicht in der Schweiz. Das wird sich hoffentlich bald ändern, insbesondere mit dem Schritt der Basler Kantonalbank in diese Richtung.

Bei Green Bonds misst man die Erreichung der Projektziele anhand CO2-Reduktion, Abfallvermeidung usw. Wie muss man sich die Messbarkeit bei einem Social Bond vorstellen? 

Die erhaltenen Mittel aus den Social Bond Emissionen werden zur vollständigen oder teilweisen Finanzierung eines zulässigen Portfolios an sozialen Finanzierungen («Social Asset Pool») verwendet. Der Social Asset Pool setzt sich aus den Kategorien «Gemeinnütziger Wohnungsbau», «Gesundheit & Pflege» und «Inklusion» zusammen. Kredite für den gemeinnützigen Wohnungsbau werden entlang der Charta der gemeinnützigen Wohnbauträger bewertet und Mitgliedern gewährt, die sich einer der beiden vom Bund anerkannten Dachorganisationen des gemeinnützigen Wohnungsbaus angeschlossen haben: der «Wohnbaugenossenschaften Schweiz» oder «WOHNEN SCHWEIZ». Entsprechend werden Projekte und Einrichtungen finanziert, welche die Bereitstellung von erschwinglichem Wohnraum sowie die Erhaltung und Verbesserung des Gesundheitswesens und der Sozialfürsorge bezielen.

Hierfür hat die Basler Kantonalbank sowohl quantitative bzw. finanzielle als auch qualitative Kriterien entlang der Sustainable Development Goals der UN definiert. Zu den relevanten Zielen gehören:

  • «3 - Gesundheit und Wohlergehen»,
  • «11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden»,
  • «5 - Geschlechtergleichheit» und
  • «10 - Weniger Ungleichheiten».

Werden Social Bonds bald eine ähnliche Marktgrösse wie Green Bonds erreichen? 

Wir gehen davon aus und unterstützen diese Entwicklung, so dass auch die Social Bonds Kategorie wachsen wird. Kantonalbanken können hier eine wesentliche Rolle und eine grosse Verantwortung wahrnehmen.

Was freut Sie persönlich am meisten an der Herausgabe des Social Bond?

Die Basler Kantonalbank schliesst, wie bereits erwähnt, damit den Kreislauf von Finanzierung von Refinanzierung und zeigt damit die Wichtigkeit auf, die Chancengerechtigkeit zu fördern. Dies ist nicht nur Teil unserer DNA und Werterhaltung, sondern auch Erfolgsmodell des Schweizer Systems. Zudem nehmen wir eine Vorreiterrolle auf dem Schweizer Markt ein und erhöhen das Bewusstsein für soziale Herausforderungen in der nachhaltigen Transformation. 

Als Standard nachhaltiger Anlagen hat sich die Begrifflichkeit «ESG» («Environment», «Social», «Governance») etabliert. Müssen wir bald mit einem «Governance Bond» rechnen?

Die Basler Kantonalbank hat ihr eigenes Nachhaltigkeitsverständnis konkretisiert: Nachhaltigkeit fördern bedeutet bei der Basler Kantonalbank, dass entsprechende ESG-Massnahmen jeweils einen konkreten Beitrag zur Förderung des Klimaschutzes (Umwelt), der Chancengerechtigkeit (Soziales) oder der lokalen Wirtschaft (Ökonomie) leisten, ohne jedoch dabei eine andere Massnahme zu verletzen. Eine gute Governance zu leben ist zentral, um auch künftig marktfähig zu bleiben. Für uns ist dies eine Grundvoraussetzung, was auch unsere Kundinnen und Kunden so sehen und leben. Entsprechend wird auch dieser Bereich wachsen.

Was empfehlen Sie allgemein in Bezug auf Nachhaltigkeit? Gibt es wichtige Punkte, auf die man jetzt unbedingt achten sollte um im Markt zu bestehen?

Eine Strategie, welche das Thema Nachhaltigkeit integral im Kerngeschäft verankert, ist eine Grundvoraussetzung. Das heisst, dass nebst einer guten Governance der Alltag entscheidend ist. Um diese Verankerung zu ermöglichen hat die Basler Kantonalbank zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) einen CAS Sustainable Finance aufgesetzt und bildet Kundenberatende und Fachstellen umfassend in den relevanten Themen aus. Unsere Kundinnen und Kunden können den Lehrgang ab dem kommenden Jahr ebenfalls besuchen. Für KMU bieten wir im Weiteren die Möglichkeit an, ihre Geschäftsmodelle nachhaltig auszurichten und sich mit Branchenexperten auszutauschen.

Regula Berger

Regula Berger ist seit Januar 2021 Leiterin Vertrieb kommerzielle Kunden der Basler Kantonalbank (BKB) und seit Oktober 2018 Mitglied der Geschäftsleitung. Zuvor leitete sie den Bereich «Legal & Compliance» im Konzern. Seit September 2019 ist sie auch Mitglied der Konzernleitung.

Ekaterina Cámara

Redaktion

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