Auf einen Blick
Im Vorstand der Kreativgesellschaft Metropolregion Basel (KG) engagieren Sie sich für die lokale Kreativwirtschaft. Was bedeutet für Sie soziales und kulturelles Engagement?
Kulturelles Engagement ist für mich sehr wichtig, nicht als Selbstzweck, sondern als Beitrag zur Integration der Zivilgesellschaft. Ich bin fest davon überzeugt, dass Kultur einen essentiellen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft leistet. Ein nachhaltiges soziales Engagement sollte die Schwachen in unserer Gesellschaft unterstützen. Ich bin froh, in der Schweiz viele Initiativen zu sehen, die Projekte realisieren und staatliche Bemühungen ergänzen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Vor zwei Jahren habe ich bei «INST International Network for Social Tours» in Basel gearbeitet, wo wir uns für die Weiterbildung von armutsbetroffenen Stadtführerinnen und Stadtführern eingesetzt haben. Das Leben vieler dieser Menschen war von Verzicht und Stigmatisierung geprägt. Ein menschenwürdiges Leben bedeutet für mich, dass in unserer Mitte niemand auf Grundlegendes verzichten muss, wie ein Dach über dem Kopf.
In den Jahren vor der Pandemie verzeichnete die Schweizer Kreativwirtschaft ein stärkeres Wachstum als der branchenübergreifende Durchschnitt. Zudem weist der Sektor eine überdurchschnittlich hohe Selbstständigenquote auf. Als Vorstandsmitglied setze ich mich dafür ein, den Kreativsektor in Basel und seine Akteure in Architektur, Design, Film, Grafik, Mode, Musik und Werbung zu unterstützen. Dabei geht es um die Förderung ihres Bedürfnisses nach geistigen und räumlichen Freiräumen beim Marktzugang sowie um die Verbesserung der Wertschätzung für ihre wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung.
Wie sehen Sie die Zukunft der Kreativwirtschaft Basels?
Laut kreativwirtschaft.ch hat dieser Sektor das Potenzial, den Wirtschaftsstandort Schweiz weiter zu diversifizieren, zu stärken und weiterzuentwickeln. Ich bin dankbar, mein Netzwerk und meine Expertise durch freiwilliges Engagement einzubringen, um nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich zur Weiterentwicklung des Standorts Basel beizutragen. Für mich bedeutet ein lebenswerter Standort, dass sowohl soziale und kulturelle als auch berufliche Möglichkeiten zur Entfaltung vorhanden sind.
Alle meine Entscheidungen gründen darauf, dass es mir nur gut geht, wenn es allen gut geht. Als Person of Color (POC) war es mir stets wichtig, mich so zu verhalten, dass nichts Negatives auf die Community zurückfällt. Ich möchte nicht dazu beitragen, Vorurteile gegenüber schwarzen Menschen in der Schweiz zu bestätigen. Daher war und ist mein Anliegen stets, positiv aufzufallen, sollte ich überhaupt auffallen. Mein Ziel war jedoch nie, im Mittelpunkt zu stehen. Beruflicher Erfolg war mir nur wichtig, um die Freiheit zu haben, mich beruflich und privat mit Dingen zu beschäftigen, die mir Freude bereiten.
Welche Rolle spielen Diversität und Inklusion in Ihrer Branche?
Ich möchte nicht aufgrund meiner sozialen Identitäten, wie Hautfarbe, Geschlecht und der Rolle als Mutter für Positionen bewertet oder ausgeschlossen werden. Leider ist mir das in der Vergangenheit widerfahren. So wurde etwa meine Meinung in Gesprächsrunden als einzige Frau überhört. Das traditionelle Top-Down-Prinzip mit einem festgelegten Frauenanteil in Vorständen grosser Schweizer Unternehmen scheint nicht zu greifen. Die Aussage, dass sich nicht genügend qualifizierte Frauen rekrutieren lassen, erscheint mir als Soziologin problematisch. Vielleicht liegt das Problem tiefer: in den unterschiedlichen Erwartungen an Frauen und Männer oder in der mangelnden Vereinbarkeit von Karriere und Familie.
Da gibt es einige grundlegende strukturelle Hebel wie bezahlbare, erreichbare und bedürfnisorientierte Betreuungsplätze, Ganztagsschulen, die Verringerung der Gender-Pay-Gap, sowie Topsharing, um nur eine Auswahl zu nennen, die auch mich selbst betreffen. Meiner Meinung nach können strukturelle Herausforderungen nicht allein auf individuelle oder persönliche Ebenen delegiert werden. Als Gesellschaft können wir unabhängig von unseren jeweiligen soziokulturellen Hintergründen dazu beitragen, den Zugang zu Ressourcen wie Sicherheit, Bildung und Gesundheit zu verbessern.
Was unternehmen Sie im Vorstand zur Förderung von Frauen?
Wir legen grossen Wert darauf, die Zusammensetzung unseres Vorstands so divers wie möglich zu gestalten. Unser fünfköpfiger Vorstand umfasst zwei Frauen, unsere Geschäftsführerin ist eine Frau. Auch achten wir darauf, dass unsere Veranstaltungen eine gleichberechtigte Plattform für Frauen und Männer bieten. Obwohl wir uns bisher noch nicht konkret mit dem Thema Diversität und Inklusion befasst haben, planen wir, dies verstärkt in unsere Aktivitäten zu integrieren. Derzeit fokussieren wir uns auf die Reorganisation des Verbands, sind uns der enormen Bedeutung dieses Themas in allen Bereichen der Gesellschaft bewusst und erkennen unsere spezifische Verantwortung.
Welche Rolle spielt Geld in Ihrem Leben?
Eine wichtige. Mein Partner und ich sind beide gut ausgebildet, arbeiten zusammen in einem Pensum von 160% mit branchenüblicher Entlöhnung und leben mit unseren beiden Schulkindern in einer Mietwohnung. Unsere Lebenshaltungskosten empfinden wir als sehr hoch und stellen uns manchmal die Frage, was wir ändern müssten, um unser Sparpotential zu erhöhen, um in Krisensituationen flexibler reagieren zu können.
Kann Geld als Instrument für positive Veränderungen genutzt werden? Wenn ja, wie?
Für die Umsetzung einiger Ideen kann Geld einen entscheidenden Unterschied machen. Mir fallen einige grossartige Ideen ein, die ohne finanzielle Unterstützung nur das geblieben wären, was sie sind: Ideen. Die Kreativgesellschaft Metropolregion Basel ist ein solches Beispiel. Sie befindet sich in einer Reorganisationsphase und ist noch nicht selbsttragend, weshalb alle unsere Formate und Veranstaltungen auf Drittmittel angewiesen sind. Ein anderes Beispiel ist das Wochenende der Kreativwirtschaft – eine Veranstaltung, die im November 2024 zum ersten Mal durchgeführt wird. Das Ziel der Veranstaltung ist es, der Kreativwirtschaft in der Metropolregion Basel eine Plattform für Austausch zu bieten und die Kreativwirtschaft der breiten Öffentlichkeit sichtbarer zu machen.
Wie könnten Frauen in ihrer finanziellen Unabhängigkeit gestärkt werden?
Frauen sollten jederzeit einer Erwerbsarbeit nachkommen können, unabhängig von ihrer familiären Situation. Die Care-Arbeit sollte unter allen beteiligten Personen gleichberechtigt aufgeteilt werden. Dazu gehört auch eine grundsätzliche Aufwertung der Care-Arbeit.
Braucht es mehr Frauen, die etwas bewegen?
Ich bin fest davon überzeugt, dass es genug Frauen gibt, die bereits etwas bewegen. Dabei geht es nicht nur um das Handeln selbst, sondern um die Sichtbarmachung dieser Frauen und ihrer Aktivitäten.
Wir unterstützen Frauen auf Ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Vereinbaren Sie noch heute ein Beratungsgespräch mit uns.
Olivia Zurbuchen, Geschäftskundenberaterin Basler Kantonalbank
Über die Kreativgesellschaft Metropolregion Basel
Seit der Gründung im Jahr 2016 unter dem Namen kreaB setzt sich der Verband «Kreativgesellschaft Metropolregion Basel» für Akteurinnen und Akteuren der Kreativwirtschaft auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zur Förderung ihres erwerbswirtschaftlichen Schaffens in der Region Basel ein. Der Verband engagiert sich für die öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung des Kreativsektors als Ganzes und vernetzt Teilbranchen, Akteurinnen, Akteure und Interessensgruppen miteinander.
Unser Engagement im Bereich Kultur & Lifestyle
Die Basler Kantonalbank engagiert sich seit Jahren für Kultur & Lifestyle in der Region.
Frauen@BKB
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