Die Aktienmärkte kannten seit Mitte März fast nur noch eine Richtung, nämlich die nach oben. Der US-amerikanische Technologieindex NASDAQ erreichte vergangene Woche gar ein neues Allzeithoch - trotz einer tiefen globalen Rezession und erheblichen Unsicherheiten darüber, wie sich der Weg aus der Krise gestallten wird.
Ursächlich für die schnelle und teils sehr deutliche Erholung an den Aktienmärkten waren die enormen Hilfspakete, welche Regierungen und Notenbanken zusammen auf den Weg brachten und bringen. Diese unterscheiden sich gegenüber der Finanzkrise 2008/2009 nicht nur in Bezug auf den Umfang, sondern auch auf die Geschwindigkeit, wie Regierungen und Notenbanken agieren. Geld- und Fiskalpolitik spannen damit einen riesigen Rettungsschirm auf, der sowohl in der Realwirtschaft wie an den Finanzmärkten schlimmeres verhindern soll.
Die Chancen stehen unseres Erachtens gut, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr wieder deutlich Fahrt aufnehmen und dass die Wirtschaft auf einen Wachstumspfad zurückkehren kann. Wie schnell und wie dynamisch das geschehen wird und wann die Produktion wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch völlig offen. Die geld- und fiskalpolitischen Programme stellen vielfach Schecks auf die Zukunft dar und es liegt an den Unternehmen und Konsumenten, also letztlich an uns allen, diese auch einzulösen. Verharren wir noch längere Zeit im Krisenmodus, werden die geld- und fiskalpolitischen Hilfen nicht im erhofften Umfang Wirkung zeigen.
Platzt das 750 Milliarden Euro-Paket der EU?
Gleichzeitig sind auch noch nicht alle Versprechungen in trockenen Tüchern. Während die Programme der Notenbanken Wirkung entfalten sollten, ist es im einen oder anderen Krisenprogramm der Regierungen noch offen, wohin die Reise am Ende wirklich geht. Ein gutes Beispiel hierfür ist das geplante Paket in der EU über 750 Milliarden Euro. Die Verabschiedung erfordert einen Konsens aller EU-Mitgliedsstaaten. Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass das Vorhaben scheitert (immerhin hat es die Unterstützung von Deutschland und von Frankreich), so könnte der Abstimmungsprozess noch die eine oder andere politische Überraschung bereithalten und für Friktionen im Lösungsfindungsprozess sorgen. Ein Scheitern des Programms kann sich die EU aber eigentlich kaum leisten, will sie nicht ihre Beschluss- und Handlungsfähigkeit und damit auch generell ihre Daseinsberechtigung in Frage stellen. Ende dieser Woche wissen wir mehr. Dann beraten die Staats- und Regierungschefs der EU über das 750 Milliarden Euro umfassende Konjunkturpaket.
Auch wenn am Ende die Programme verabschiedet werden und ihre Wirkung entfalten können, ist mit Blick auf die Finanzmärkte eines klar: Die Mitte letzter Woche erreichten Kurse nehmen bereits sehr viel Positives vorweg und auch sie stellen einen Scheck auf die Zukunft dar.
Mittel- und langfristig optimistisch
Für uns gilt es in unserer Anlagepolitik aktuell unter anderem zwei Dinge zu berücksichtigen: Den gespannten Rettungsschirm, der Hoffnung auf eine Belebung der Wirtschaft und weiter steigende Aktienkurse macht, sowie die nach wie vor offenen Fragen und Unsicherheiten, die mit der Umsetzung der Massnahmen verbunden sind.
In der Summe bleiben wir mittel- und langfristig optimistisch und orientieren uns in der Vermögensverwaltung entsprechend an der langfristigen strategischen Aktienquote. Das kurzfristige Enttäuschungspotenzial ist uns aber nach den deutlichen Kursanstiegen seit Mitte März durchaus bewusst, weshalb wir bereits Mitte Mai die Aktienquote wieder leicht reduziert haben und momentan leicht untergewichtet sind.
Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten
Nach dem es bis Mitte letzter Woche an den Aktienmärkten weiter aufwärts gegangen ist, kam es vergangenen Donnerstag besonders in den USA zu massiven Gewinnmitnahmen. Auslöser waren Äusserungen der US-Notenbank. Sie legte den Fokus auf die schwierige Lage der Wirtschaft und der weiteren Konjunkturentwicklung und trat mit ihren Aussagen dem teilweise etwas zu grossen Optimismus einiger Investoren entgegen. Nachdem wir letzte Woche noch zu partiellen Gewinnmitnahmen bei Aktien geraten und eine umsichtige Reduktion der Risikoexposition im Portfolio empfohlen haben, raten wir nach den aktuellen Kurskorrekturen dazu, an den Aktienpositionen festzuhalten.
Heutige Entwicklung an den Aktienmärkten
Am heutigen Montag eröffnen die weltweiten Aktienmärkte negativ, nachdem in Peking ein erneuter Ausbruch des Corona-Virus gemeldet wurde. Die europäischen Aktienmärkte sind aktuell zwischen 2 % und 2,5 % im Minus. Der Schweizer SMI-Index gibt über 1 % nach. Für die US-Aktienmärkte wird ebenfalls eine schwächere Eröffnung erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard & Poors 500) aktuell etwa 10% bis 14%, europäische Aktien etwa 19%, Schweizer Aktien etwa 9% (SMI Index) und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 6,5% (alle Zahlen per 15.6.2020 ca. 9:15 Uhr, Basel Zeit, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).
Angst ist kein guter Ratgeber
Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Wir werden Sie dabei weiter laufend informieren. Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Dr. Stefan Kunzmann
Leiter Investment Research
Rechtliche Informationen
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