Durch das Scheitern von FDP und BSW an der 5% Hürde ist eine Koalition der Mitte von CDU/CSU und SPD mit 328 der 630 Sitze im 21. Deutschen Bundestag möglich geworden.
Die rechtsextreme AfD, die mit einigen Amtsträgern (z.B. Maximilian Krah, Matthias Helferich, Björn Höcke) offen faschistisch aufgetreten ist, verdoppelt ihren Wähleranteil. Die AfD hat in Ostdeutschland einen Wähleranteil von rund 30% und etabliert sich dort in 45 von 48 Wahlkreisen als stärkste Kraft. Unter dem Strich muss man besorgt feststellen, dass 80 Jahre nach dem Untergang des Nationalsozialismus heute eine rechtsextreme Partei wieder bedeutenden Einfluss auf die politische Agenda Deutschlands nimmt. Die CDU/CSU schliesst Koalitionsgespräche mit der AfD weiterhin konsequent aus.
Die Partei "Die Linke" konnte ihren Wähleranteil auf 8.6% steigern, nachdem sie 2021 die 5% Hürde verfehlte und nur über Direktmandate in den Bundestag einziehen konnte. Die Grünen verlieren gegenüber 2021 (14.7%) mit einem Wähleranteil von 11.6% deutlich an Boden und dürften somit neu in der Opposition sein.
Mit einer noch ausgeprägteren Polarisierung der Verhältnisse im Bundestag und mit der AfD als Oppositionsführerin hat die demokratische Mitte eine schwierige Aufgabe vor sich. Der Wandel der Beziehungen zu den USA bestimmt die geostrategische Ausgangslage. Genau 3 Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ist heute die sicherheitspolitische Perspektive höchst unsicher und politisch anspruchsvoll.
Eine umsichtige Lockerung der Schuldenbremse und der Aufbau einer unabhängigen und glaubwürdigen europäischen Sicherheitspolitik stellt eine historische Herausforderung dar. Ein Scheitern der neuen Deutschen Regierung würde die politische Stabilität und damit den relativen Wohlstand der seit 1945 das Leben in Europa bestimmt hat aufs Spiel setzen.
Die Finanzmärkte in Europa reagieren insgesamt freundlich auf das Wahlergebnis. Die Erwartung einer politisch pflegeleichteren Koalition von nur zwei Parteien wurde insgesamt mit Erleichterung aufgenommen. Der DAX gewinnt derzeit rund 0.8%. Industrietitel, insbesondere Automobilaktien, konnten deutlich zulegen. Auch Titel aus dem Immobiliensektor sind im Plus.
Aus Sicht der Wirtschaft ist eine rasche Regierungsbildung und eine konsequente Umsetzung der Wahlversprechen auf der Basis eines glaubwürdigen Koalitionsvertrag das Gebot der Stunde.
Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik auf Europa bleiben unklar
Zum Erstaunen vieler Beobachter haben sich die Europäischen Aktienmärkte (Schweizer Aktienmarkt inklusive) in 2025 bisher etwa 10% stärker nach oben bewegt als der US-Aktienmarkt. Gründe dafür kann man in den höheren Bewertungen der US-Aktien suchen. Aber auch die Unsicherheit, welche durch Trumps bombastische Ankündigungen und der kurz danach nachgereichten Relativierung, schafft für US-Unternehmen Planungsunsicherheit. Dies trifft Europa ebenfalls, aber allmählich wird klar, dass die EU durchaus wirksame Gegenmassnahmen treffen könnte, die der Agenda von Donald Trump entgegenwirken. Um Trump mit Trumps Waffen entgegenzutreten, wird ein EU-Beitritt Kanadas in den Raum geworfen, es werden hohe Zölle auf US-Elektroautos erwogen, eine mögliche Enteignung der rund 280 Milliarden Währungsreserven Russland bei der Europäischen Zentralbank diskutiert oder es wird eine verstärkte Militärhilfe für die Ukraine thematisiert, die durch Russlands Währungsreserven und das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland getragen würden. Natürlich schadet ein Handelskrieg allen Seiten. Solange die neue US-Administration die ökonomische Schwerkraft aber weiter ignoriert, liegt es auch an der EU die Pläne Trumps wieder auf den Boden der Realität zu drücken. Ausserdem erfreut sich die US-Wirtschaft zwar noch einer lebhaften Konjunktur, eine aufgrund von Zöllen steigende Inflation und gar ein Wende in der USD-Gelpolitik könnte dies bremsen. Dabei steigt die US-Staatsverschuldung Monat für Monat in einem atemberaubenden Tempo. Die Wirtschaft der EU ist seit 2 Jahren in einer Wachstumsflaute. Eine beherzte Investitionspolitik und ein europaweites Rüstungsprogramm könnte neue Wachstumsimpulse setzen. Bei den moderaten Bewertungen europäischer Aktien ist die Perspektive vielleicht doch wesentlich besser, als sie das aktuelle narrativ zur wirtschaftlichen Lage darstellt.
Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 12.55 Uhr, 24. Februar 2025, Basel Zeit)
Die Börsen in Europa sind leicht positiv in die neue Woche gestartet. Der Schweizer Aktienindex (SMI) legt rund 0.3 % zu. Der deutsche Aktienindex (DAX) gewinnt rund 0.8%. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls eine leicht positive Handelseröffnung.

Dr. Sandro Merino, Leiter Asset Management
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