Am 9. April diesen Jahres hat Donald Trump, unter steigendem Druck aus den Finanzmärkten, die reziproken länderspezifischen Zolltarife einstweilig für 90 Tage auf einen universellen Satz von 10% reduziert. Dies gilt jedoch nicht für Importe aus China, wo der Satz von 145% grundsätzlich weiter bestehen bleibt. Weil die USA Elektronikkomponenten aus China im Wert von mehreren hundert Milliarden pro Jahr importieren, führt ein Zoll von 145% zu bedrohlichen Problemen für US-Tech-Unternehmen. Insbesondere hat die Marktkapitalisierung der Apple-Aktie seit dem Höchststand im Dezember einen Viertel an Wert verloren. Insbesondere der freie Fall der Apple-Aktie hat Trump nun offenbar zu einer Ausnahme für die Importe von Elektronikkomponenten aus China gezwungen.
Aber auch der nun viel tiefere universelle Satz von 10% bedeutet eine massive Besteuerung von US-Konsumenten. Bei jährlichen US-Warenimporten aus aller Welt mit einem Wert von etwa 3'000 Milliarden USD bedeutet ein Satz von 10% (bei unverändertem Konsumverhalten) eine Steuerbelastung von 300 Milliarden USD. Diese Massnahme hat das Potenzial den privaten Konsum und damit die US-Wirtschaft merklich zu bremsen. Ausserdem ist der inflationäre Effekt auch mit dem nun reduzierten Zolltarif von 10% beträchtlich.
Wie die Handelsbeziehungen der USA mit China normalisiert werden könnten, ohne dass Donald Trump einen weiteren Gesichtsverlust erleidet, bleibt derzeit offen. Die Auswirkungen der hohen Zölle sind für beide Länder disruptiv. In den USA dürften aber schon in wenigen Wochen deutliche Preissteigerungen bei vielen Konsumgütern die aus China importiert werden zu beobachten sein.
Dass wir nach dem Ende der 90-tägigen Pause in den chaotischen Zustand vor dem 9. April zurückfallen, erscheint uns sehr unwahrscheinlich. Trumps Zollpolitik ist auch mit reduzierten Sätzen, die aber breit angewendet werden disruptiv. Für viele US-Unternehmen ist die aktuelle Situation nicht in ihrem Interesse. Wahrscheinlich ist ein weiterer Rückzug der Zölle, allenfalls bis auf Bereiche, wo ein protektionistischer Lenkungseffekt im Interesse von lokalen US-Produzenten sein kann.
Die einstweilige Deeskalation wird vermutlich zu einer unübersichtlichen Vielzahl bilateraler Verhandlungen mit den USA führen. Auch die naheliegenden Versuche die Zölle durch Umleitungen über Drittländer zu umgehen, dürften zusätzlich zu Konfusion und Kontroversen führen. Dass Donald Trumps Massnahmen kaum durchdacht und ökonomisch unsinnig waren, könnte durch verschiedene unbeabsichtigte Nebenwirkungen in den kommenden Wochen noch evidenter werden.
Wie der Zustand des globalen Handels in rund 90 Tagen aussehen wird, ist im Detail heute kaum vorauszusehen. Eine Rückkehr zum Chaos der vergangenen Wochen erscheint uns derzeit aber wenig wahrscheinlich.
Zinssenkung der EZB erwartet
Die Europäische Zentralbank EZB dürfte am kommenden Gründonnerstag die Leitzinsen erneut um 0.25% senken. Damit würde der Einlagensatz dann neu bei 2.25% liegen. Die jüngsten Inflationszahlen aus der Eurozone zeigten eine Beruhigung des Preisdrucks und die negativen Auswirkungen der Handelsturbulenzen rechtfertigen den Zinsschritt.
Wie die US-Notenbank auf die jüngsten Entwicklungen reagiert, wird dann mit dem Zinsentscheid 7. Mai klar werden. Schliesslich wird die Schweizerische Notenbank SNB am 17. Juni wieder über die Leitzinsen befinden.
Anlagestrategie
Wir haben die Tage vor dem 9. April genutzt, um im Rahmen unserer Anlagetaktik Aktien zu kaufen. Wir haben die Aktienquote etwa 5% erhöht, dies vor allem durch den Kauf von Schweizer Aktien. Mit diesen Massnahmen ist unsere taktischen Aktienquote nach der Korrektur von Anfang April derzeit wieder nah bei einer neutralen Positionierung. Wir hoffen nun auf eine deutliche Erholung, die uns zu teilweisen Gewinnmitnahmen führen könnte.
Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 11.10 Uhr, 14. April 2025, Basel Zeit)
Die temporäre Aussetzung der US-Handelszölle führt auch heute zu steigenden Aktienkursen. Der Schweizer Aktienindex (SMI) weist derzeit einen Gewinn von rund 1.8% aus, der deutsche DAX steigt etwa 2.8%. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine positive Börseneröffnung von gut 1%. Besonders US-Tech Aktienkurse dürften heute extrem stark von den Ausnahmen von den astronomischen Zöllen auf Importen aus China profitieren.

Dr. Sandro Merino, Leiter Asset Management
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