Erster Wahlgang in Frankreich geht an den Rassemblement National

Heutige Marktentwicklung

In Frankreich deutet sich eine Verschiebung der Machtverhältnisse zugunsten der Rechtspopulisten an. In den USA bringt ein erstes Fernsehduell keine Klarheit. Wie steht es um Konjunktur und Inflation? Erfahren Sie mehr im heutigen CIO-Kommentar.
Am 01.07.2024 in CIO-Kommentar von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

Nachdem die Europawahlen in diesem Jahr in Frankreich zu deutlichen Verschiebungen im Wählergefüge geführt haben und der Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen die mit Abstand meisten Stimmen für sich verbuchen konnte, setzte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Neuwahlen für das französische Parlament an. Dabei wird in zwei Wahlgängen die neue Volksvertretung gewählt. Der erste Wahlgang fand am gestrigen Sonntag (30. Juni) statt und deutet wie erwartet auch auf eine Verschiebung der Machtverhältnisse in der Nationalversammlung hin. Gewinner des ersten Wahlgangs ist die Partei von Marine Le Pen. Der Rassemblement National erzielte nach den aktuell vorliegenden Zahlen gut 33 % % der Stimmen, verfehlte aber meist die notwendige absolute Mehrheit der Stimmen (mehr als 50 % der gültigen abgegebenen Stimmen) in den einzelnen Departements. Der zweite Wahlgang findet am kommenden Sonntag, den 7. Juli 2024, statt. Erst bei diesem entscheidet sich, wer am Ende die Mehrheit in der französischen Nationalversammlung stellt und die Regierung bildet. Hier genügt den Kandidaten die relative Mehrheit zum Gewinn des Mandats in ihrem Wahlkreis.

Fernsehduell zwischen Joe Biden und Donald Trump sorgt bei vielen für Sorgenfalten

Vergangene Woche hat das erste TV-Duell zwischen dem amtierenden Präsidenten der USA und seinem Vorgänger stattgefunden. Es wurde vom Fernsehsender CNN ausgetragen. Das Ergebnis war speziell aus Sicht der Demokraten enttäuschend. Das Alter von Joe Biden ist nach diesem Auftritt wieder stärker in den Fokus gerückt und war am Ende das zentrale Thema in den globalen Medien. Bei den Demokraten gibt es deshalb Stimmen, die sich anstelle von Joe Biden einen anderen Kandidaten oder eine andere Kandidatin wünschen. Das Fernsehduell hat damit keine grössere Klarheit darüber gebracht, wer die US-Präsidentschaftswahl Anfang November 2024 gewinnen wird.

Solide, aber wenig dynamische Konjunkturaussichten

Seitens der wirtschaftlichen Entwicklung gibt es nur wenig Neues zu berichten. Das US-BIP für das erste Quartal legte nach den nun finalen Daten um 1,4 % (QoQ, annualisiert) zu, der private Konsum stieg um 1,5 %. Insgesamt bleiben die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf solide, aber wenig dynamisch. Die Konsensprognose (Median) für die USA wird aktuell mit 2,3 % angegeben.

Für die Eurozone verspricht die Prognose nur einen Anstieg des BIP um 0,7 %, was rund 0,6 %-Punkte unter dem Durchschnitt der letzten 23 Jahre liegt. Es gibt wenig Hoffnung, dass sich im laufenden Jahr 2024 eine deutliche Beschleunigung der Konjunktur einstellen wird. Die zuletzt veröffentlichten Frühindikatoren sind nicht weiter gestiegen, der eine oder andere hat sich sogar leicht verschlechtert. Die Aussichten für die europäische Industrie sind nach wie vor eingetrübt. Die vorläufigen Werte für die nationalen Einkaufsmanagerindizes signalisieren für die Eurozone insgesamt weiterhin ein nur schwaches Wachstum. Der Gesamtindikator (Composite) liegt mit 50,8 Punkten nur wenig über der kritischen 50-Punkte-Marke.

Auch die Schweizer Volkswirtschaft kann sich von diesem eher schwierigen Umfeld leider nicht abkoppeln. Der heute veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die Industrie ist wieder gesunken und beträgt 43,9 Punkte. Er liegt damit deutlich im kontraktiven Bereich und signalisiert für die Schweizer Industrie eine deutlich unterdurchschnittliche Entwicklung in den kommenden Monaten.

US-Inflation erneut leicht tiefer

Die am Freitagnachmittag in den USA veröffentlichten Inflationsraten stellten sich im Rahmen der Erwartungen ein. Der von der US-Notenbank stark beachtete PCE-Deflator gab leicht nach. Die Teuerungsrate lag gemäss diesem Inflationsmass im Mai bei 2,6 %, auch für die entsprechende Kernrate ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise. Letztere ist in den kommenden Monaten stetig leicht gesunken. Die im Markt seitens der US-Notenbanken (Fed) eingepreiste Zahl an Leitzinssenkungen blieb nach der Veröffentlichung der Daten faktisch unverändert. Demgemäss ist im weiteren Jahresverlauf 2024 mit zwei Leitzinssenkungen zu rechnen.

Positionierung

Die unterdurchschnittliche, aber grundsätzlich positive Entwicklung der globalen Konjunktur dient als Stütze für die Aktienmärkte. Gleiches gilt für die gesunkenen Inflationsraten und die noch zu erwartenden Leitzinssenkungen. Die deutlich gestiegenen Bewertungen mahnen dagegen zur Vorsicht. Gleiches gilt für die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den anstehenden Wahlen. Wir haben deshalb bei den Aktien Gewinne realisiert, also unsere seit Ende Oktober 2023 bestehende Übergewichtung der Aktienquote abgebaut, und sind nun bei den Aktien neutral gewichtet.

Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 09:30 Uhr, 01. Juli 2024, Basel Zeit)

Der Schweizer SMI-Index ist mit einem Gewinn von 0,5 % in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche Aktienindex (DAX) gewinnt rund 0,8 %. Der französische Aktienmarkt ist gut 2,5 % im Plus. Am Markt besteht nach der ersten Runde der französischen Wahlen die Hoffnung, dass eine Regierung des Rassemblement National am Ende doch noch verhindert werden könnte. Hierfür müssten sich allerdings die Parteien aus der Mitte und von Links auf eine Kandidatin bzw. einen Kandidaten in den jeweiligen Stichwahlen einigen. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures am heutigen Montag ebenfalls einen positiven Handelsbeginn.

Der EURCHF Wechselkurs bewegt sich heute Morgen Richtung der Marke von 0,98 CHF je Euro.

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Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

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