Die Renditen der Obligationen in der Schweiz und anderen Industrienationen haben seit Jahresbeginn zugelegt. Ist dies ein Hinweis auf zunehmende Inflationsrisiken? Eine Analyse von Dr. Stefan Kunzmann.
Seit Beginn des Jahres haben die Renditen der Obligationen in der Schweiz, aber auch in anderen Industrienationen zugelegt. So ist die der 10-jährigen Eidgenossen seit dem 31.12.2020 um gut 30 Basispunkte - oder 0,3 %-Punkte - gestiegen. Im längerfristigen Vergleich ist die Rendite aber mit -0.3 % weiterhin sehr tief und negativ. Schweizer Obligationen weisen damit keine positive Verfallsrendite auf und bleiben deshalb unattraktiv.
Rendite zehnjähriger Schweizer Staatsanleihen in Prozent
Der jüngste Anstieg der Renditen hat aber dazu geführt, dass das Gespenst der Inflation vermehrt bei Marktteilnehmern in den Fokus rückt und diskutiert wird. Insbesondere auch deshalb, weil sich die Inflationserwartungen in den USA normalisiert haben und in der Eurozone gleichfalls wieder angestiegen sind. Ursächlich hierfür ist sicherlich die äusserst expansive Geld- und Fiskalpolitik zur Bekämpfung der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Damit einher geht die Befürchtung, dass die enorme Ausdehnung der Geldversorgung am Ende in einer Geldentwertung - also in hohen Inflationszahlen - mündet.
Auch wir rechnen damit, dass die Inflationsraten im laufenden Jahr wieder positiv werden. So dürften alleine schon Basiseffekte bei den Energiepreisen für einen gewissen Inflationsdruck sorgen. Lag nämlich der Preis eines Barrel Öl der Nordseesorte Brent im April 2020 zweitweise bei rund 20 US-Dollar, hat sich dieser zwischenzeitlich wieder auf über 60 US-Dollar erholt.
Rohöl (Brent): USD je Fass
Vom Risiko stark akzelerierender Inflationsraten oder gar dem Gespenst einer Hyperinflation sind wir dennoch weit entfernt. Kurzzeitige Verwerfungen, beispielsweise im Zusammenhang mit dem von Joe Biden geplanten zusätzlichen Konjunkturpaket, sind dennoch nicht ausgeschlossen, falls nämlich Empfänger von Checks in den USA diese gesamthaft zum Kauf von Gütern nutzen und dies kurzfristig zu Engpässen bei Lieferungen führen würde. Dagegen spricht jedoch insbesondere die aktuelle Unterauslastung der Produktionskapazitäten, die sich beispielsweise an der meist noch immer angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt zeigt. Bei entsprechend steigender Nachfrage wäre es somit nur eine Frage der Zeit, bis Unternehmen reagieren und die Produktion entsprechend der vorhandenen Kapazitäten wieder erhöhen würden.
Auch wenn wir kurzfristig nicht mit deutlich höheren Inflationsraten rechnen, bleiben wir bei Schweizer Obligationen aufgrund der unattraktiven Rendite und der Asymmetrie der Risiken in unseren Portfolios deutlich untergewichtet. Am Übergewicht der Aktien und Edelmetalle halten wir dagegen fest.
Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie
Der Zinsanstieg dämpft zu Wochenbeginn die Stimmung an den Aktienmärkten. Der SMI liegt ca. 0.6% im Minus, der Euro Stoxx 50 verliert etwa 1%. Auch Futures auf die US-Aktienmärkte notieren knapp 1% im Minus. Ein USD kostet ca. 0.90 CHF. (Stand ca. 10:30 Uhr 22.2.2020 Basel Zeit)
Dr. Stefan Kunzmann
Leiter Investment Research
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