Beatrice Stirnimann
Was inspiriert dich bei deiner Arbeit als CEO der Baloise Session?
Die Baloise Session zu organisieren ist ein riesiges Privileg. Wer hat schon das Glück, Menschen mit seiner Arbeit glücklich zu machen? Musik ist etwas, das fast allen Freude bereitet. Wir haben alle unsere ganz eigene emotionale Verbindung zu Musik – sei es aus der Kindheit oder der Schulzeit, oder auch später im Leben. Da wo Musik erklingt, geht es den Menschen besser. Nicht umsonst gibt es ja Therapiemethoden wie die Musiktherapie. Musik ist ein Gesundmacher.
Welche Bedeutung hat Basel für dich persönlich als Standort für die Baloise Session?
Ich bin sehr stolze Basler Bürgerin und die Baloise Session ist wie ich zu 100 Prozent mit Basel verbunden: sie ist hier «geboren», hier leben wir und hier wollen wir Kultur veranstalten. Basel ist der perfekte Ort für die Baloise Session und es gibt keinen besseren.
Du wurdest gestern vom Sperber-Kollegium mit dem legendären Basler «Ehrespalebärglemer» ausgezeichnet. Damit reihst du dich zusammen mit Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Roger Federer, Roland Rasser und vielen anderen in die Reihen der geehrtesten Basler Bürgerinnen und Bürger ein. Herzliche Gratulation! Freust du dich über die Auszeichnung?
Ja, sehr! Ausserordentlich. Doch ich finde auch, dass diese Ehrung vielmehr der Baloise Session, ihren ursprünglichen Initianten und allen die mitarbeiten gehört, nicht mir persönlich. Ich bin zwar seit 30 Jahren dabei und ein langer Teil der Geschichte. Doch ohne die einstigen Gründer hätte ich dieses Festival nie mitgestalten können und mein Weg hätte womöglich ganz anders ausgesehen. Auch ohne unsere Sponsoren und Gönner wäre ein solches Festival völlig undenkbar. Ihnen allen gehört dieser Preis.
Du hast eine Hotelfach-Ausbildung sowie eine kaufmännische Ausbildung absolviert und später auch ein BWL- und Kommunikationsstudium abgeschlossen. Wie bist du dazu gekommen, in der Musikbranche zu arbeiten?
Musik war mir schon immer wichtig: ich habe in meiner Schulzeit oft selber Musiktapes mit dem Kassettenrecorder erstellt und konnte mir immer gut Liedtexte merken. Doch ich dachte nie daran, in der Musikbranche tätig zu sein. Per Zufall fand ich zur «Rheinknie Session» und arbeitete vier Jahre als Abendhelferin an den Konzerten. So lebte ich meine Faszination für die Musik schon damals ganz aus. Dann tat sich eine Chance auf, auch als Organisatorin mitzuwirken als der Namenswechsel von der «Rheinknie-» zur «Avo Session» anstand, und diese habe ich genutzt. Ich sah mich am Anfang meiner beruflichen Laufbahn als Hotelinhaberin und dann im Bereich Konsumgütermarketing. Doch zum Glück hat sich mein Weg anders entwickelt, denn in meinen anderen Jobs, beispielsweise als Produkt Manager, war ich nie so glücklich wie später bei der Baloise Session.
Wie hast du es geschafft, die Baloise Session zu einem der renommiertesten Musikfestivals in der Schweiz zu machen? Das ist nicht einfach…
Ja, das ist überhaupt nicht einfach. Ich muss auch sagen: früher was es deutlich einfacher, denn es gab viele in positivem Sinn «verrückte» und musikbegeisterte Menschen und Individualisten, die zu kreativem Schaffen bereit waren. In unserer heutigen Zeit wird der Musikmarkt von börsenkotierten Unternehmen «regiert». Vor allem als unabhängiges Inhaber-geführtes Festival, wie die Baloise Session muss man sich ständig gegen die «Grossen» beweisen und etwas Einzigartiges bieten.
Die Welt ist daran gewöhnt, dass du jedes Jahr ein Musikfestival der Extraklasse mit einem Top Line-up auf die Beine stellst. Der Saal fasst jeden Abend 1500 Personen, die Konzerte werden mit zehn Kameras gefilmt und in über 140 Ländern auf allen Kontinenten ausgestrahlt. Entsteht dabei ein Druck, jedes Jahr noch etwas Aussergewöhnlicheres präsentieren zu müssen? Falls ja – wie gehst du mit diesem Druck um?
Der Druck ist tatsächlich enorm. Bis die Baloise Session steht, führen wir rund 600 Verhandlungen. Und trotzdem passiert es auch mal, dass ein Künstler zwei Wochen vor Programmbekanntgabe absagt. Wir versuchen immer das Beste für jedes Genre rauszuholen, egal was passiert. Beispielsweise wäre der Druck viel geringer, wenn wir auf die Ausstrahlung verzichten würden. Die Kamera-Aufnahmen sind extrem aufwändig und benötigen bei vielen Künstlerinnen und Künstlern und den entsprechenden Plattenfirmen einiges an Überzeugungsarbeit. Aber wir tun das für Basel und den weltweiten Ruf und das bleibt auch so.
Wie hat sich das Festival im Laufe der Jahre entwickelt?
Früher hiess das Festival «Rheinknie Session». Der Fokus lag eher ausschliesslich auf Jazz, Blues und Gospel. Mit dem Namenswechsel zur «Baloise Session» sind wir vielfältiger und offener geworden. Wir beobachten Trends und decken mit unserem Programm heute fast alles ausser Klassik, Schlager und Heavy Metal ab. Früher fand die Veranstaltung ausserdem an fünf verschiedenen Orten in Basel statt. Auch das hat sich mit der Zeit geändert und die Event Halle ist unser Zuhause.
Kannst du uns einen Einblick in den kreativen Prozess geben, der hinter der Organisation steckt?
Wir starten immer mit einem weissen Blatt Papier, um unsere Standard-Musikrichtungen – Rock, Pop, Funk, Soul, Jazz, und Blues – mit Leben zu füllen. Wir suchen unsere musikalischen Wunsch-Eckpfeiler Künstler pro Genre und versenden Offerten, dann heisst es abwarten, auf Zusagen hoffen und bei Absagen von vorne anfangen. Wir bringen pro Abend immer zwei Acts, die auf irgendeine Art miteinander verbunden sind: sei dies über die Herkunft, die Stilrichtung oder andere spannende Verbindungen. Diese unerwarteten musikalischen Kombis zu kreieren ist der zweite Schritt, der auch seine Zeit braucht.
Was sind dabei die Herausforderungen?
In der Zeit, in der wir auf Antwort warten, können wir niemand anderen einladen. Und: Sagt uns ein Künstler ab, ist es nie ein «nein» für immer. Wenn wir ihn oder sie also wollen, fragen wir Jahr für Jahr erneut an. Manchmal bekommen wir schnell eine Antwort, manchmal dauert es sieben Monate, manchmal auch 15 Jahre...
Hat es mal die Situation gegeben, dass euer Line-up nicht gut ankam?
Den Geschmack von allen trifft man bekanntlich nie. Das geht schlicht auch nicht: Musik ist dafür einfach zu vielfältig. Einfach wäre, wenn wir alle fünf Jahre dieselben Acts bringen würden. Das wäre aber langweilig – für uns, für das Publikum und für unsere Stadt. Darum wollen wir das nicht. Wir wollen jedes Jahr andere Musiker präsentieren und neue Besucherinnen und Besucher anlocken.
Wer sollte deiner Meinung nach unbedingt an der Baloise Session spielen?
Da gibt es sehr viele… Dazu gehören sicher Sting, Robbie Williams, Adele, der amerikanische Songwriter und Gitarrist John Mayer, Dermot Kennedy… die Wunschliste ist unendlich lang!
Die Baloise Session ist bekannt für ihre exklusive und intime Atmosphäre an den Konzerten. Sie ist ein wichtiges Markenzeichen des Festivals.
Genau. Wir könnten statt 1500 auch locker 5000 Tickets pro Abend verkaufen. Doch die Atmosphäre wäre dahin. Es ist uns sehr wichtig das Gefühl der Nähe und Intimität zu erzeugen – bei uns können Künstlerinnen und Künstler jeder Person im Saal in die Augen schauen, und umgekehrt schätzen Besucherinnen und Besucher die Nähe zur Bühne und unsere Liebe zum Detail. Das alles wird durch unser Konzept mit den gemütlichen Clubtischen mit Kerzenlicht möglich. Alica Keys sagte während ihres Auftritts 2017, sie liebe die Energie und die Vibes an der Baloise Session. Sie bereute es, nicht schon früher bei uns gespielt zu haben.
Und was war das schönste Besucher-Feedback an das du dich erinnern kannst?
Jemand sagte mir einmal: «Ich kann nicht glauben, dass so etwas in Basel und nicht in New York stattfindet.» Das was wir machen, erwarten die Menschen eher von einer grossen Metropole. Wir haben bewiesen, dass wir das auch in Basel bieten können – der wohl kleinsten und gleichzeitig für uns persönlich grössten und schönsten «Weltstadt».
Wir danken Beatrice und allen Basler Musikschaffenden dafür, dass sie unsere Stadt mit stimmungsvollen Klängen beflügeln. Die Förderung einer regionalen vielfältigen Musikkultur ist der Basler Kantonalbank ein wichtiges Anliegen. Deshalb unterstützt die BKB das Musikbüro Basel mit einer Spende von 5000 CHF.
Baloise Session 2024: 17. Oktober – 8. November 2024
Die diesjährige Baloise Session findet vom 17. Oktober bis zum 8. November 2024 statt. Wir wünschen Besucherinnen und Besuchern unvergessliche und inspirierende Augenblicke an den Konzertabenden.
www.baloisesession.ch
Ekaterina Cámara
Redaktion
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