Laut einer vom Verband Schweizerischer Kantonalbanken durchgeführten Studie finden rund 45 Prozent der unter 18-Jährigen und 56 Prozent der 18- bis 20-Jährigen, dass in Schule und Lehre zu wenig über den Umgang mit Geld gesprochen wird. Dabei ist Jugendverschuldung nicht nur ein ernst zu nehmendes Problem, sie ist auch tendenziell steigend. Nicht zuletzt durch Onlineshopping und digitales Bezahlen sind Jugendliche immer stärkeren Konsumreizen ausgesetzt.
Gemeinsam mit allen Kantonalbanken und den Verbänden der Lehrerinnen und Lehrer der Deutschschweiz (LCH) und der Romandie (SER) gehört die Basler Kantonalbank zu den Gründungsmitgliedern des Vereins FinanceMission. Dieser stellt ein auf den Lehrplan 21 abgestimmtes, attraktives Angebot für den Unterricht zur Verfügung. Herzstück ist das spannende digitale Lernspiel FinanceMission Heroes. Im Comicstil gestaltet, eröffnet es den Schülerinnen und Schülern im Unterricht neue Einblicke in den Umgang mit Geld und schärft zugleich ihr Bewusstsein in Bezug auf den persönlichen Konsum. Regula Fischer war eine der Ersten, die das Spiel 2016 in ihrer Klasse einsetzten.
Überschuldung von Jugendlichen und spielerische Massnahmen: Interview mit Regula Fischer
Frau Fischer, was sind die Probleme im Hinblick auf Finanzen, die Jugendliche heute haben?
Die Konsumgesellschaft prägt die Jugend sehr. Der Druck, zu besitzen, wächst mit dem Alter, umso wichtiger ist es, dass das bewusste Konsumverhalten und der Umgang mit Geld schon früh gelernt werden. Es gibt Jugendliche, die ihre Anschaffungen mit Nebenjobs und eher wenig Taschengeld (mit-)finanzieren müssen. Problematisch finde ich jedoch, dass einem Teil der Jugendlichen immer mehr Geld zur Verfügung steht, ohne dass sie eine Leistung dafür erbringen müssen. Ein Leben «auf Pump» ist für einige also völlig normal.
Wie funktioniert FinanceMission Heroes und wie kommt man darin weiter?
In dem Spiel werden die Jugendlichen zu Heldinnen und Helden, die raffgierige Robos unschädlich machen sollen. Erfolg oder Misserfolg hängen im Spiel davon ab, wie clever die Spielenden ihre Ressourcen planen und ob sie die richtigen Finanzentscheidungen treffen. So lernen die Jugendlichen spielend den Umgang mit finanziellen Mitteln und erfahren, wie man das eigene Konsumverhalten sinnvoll gestaltet.
Wie ist Ihre Erfahrung seit Beginn der Pilotphase vor 2 Jahren? Ist das Spiel sinnvoll? Wie kommt es bei den Jugendlichen im Fach Wirtschaft, Haushalt, Arbeit (WAH) an?
Die Jugendlichen sind zu Beginn natürlich immer überrascht, dass wir im Unterricht ein PC-Game spielen. Durch die schrittweise Heranführung an das Thema wird ihnen dann jedoch schnell klar, dass ein ganz wichtiger Aspekt – die Ausbildung der Finanzkompetenz – dahintersteht. Ich finde das Spiel sogar sehr sinnvoll. Die Begleithefte für Lehrpersonen und Jugendliche wurden zudem seit der Einführung überarbeitet. Sie sind umfangreich, übersichtlich und ein gutes und hilfreiches ergänzendes Arbeitsinstrument.
Wie können Eltern Ihrer Meinung nach das finanzielle Bewusstsein ihrer Kinder am besten stärken?
Indem die Kinder schon früh durch ein ihrem Alter angemessenes Taschengeld den Umgang mit Geld lernen. Wichtig ist auch, dass sie vorgelebt bekommen, dass nicht immer jeder Wunsch sofort und vollumfänglich erfüllt werden muss und kann. Eltern sollten das Konsumverhalten am besten schon sehr früh ganz spielerisch mit ihren Kindern zum Thema machen.