Dummpeter
Sein Naturell
Wie sein Name verrät, hat der Dummpeter ein eher schlichtes Gemüt. Seine Stupsnase und die Pausbacken verleihen ihm ein kindliches, fröhliches Aussehen. Die zum Himmel blickenden Augen lassen den Tagträumer in ihm vermuten.
Seine Herkunft
Die Ursprünge der Figur sind nicht restlos geklärt. Ihr Name deutet darauf hin, dass die Wurzeln in Deutschland liegen könnten. Dort dient Peter als Gattungsname. Im Gegensatz zum Lügenpeter und zum Miesepeter steht der Dummpeter für einen liebenswürdigen Tölpel. Sein Kostüm vereint einen Mix aus Elementen des Rokoko und des Biedermeier. Die ungleichen Strümpfe zeugen von seiner niederen Stellung als Bediensteter.
Der Dummpeter zierte die Fasnachtsplaketten in den Jahren 1914 und 1933.
Altfrangg
Sein Naturell
Hinter dem Altfrangg verbirgt sich die Gestalt eines Edelmanns zur Zeit des Spätbarocks. Der Name verweist auf eine altmodische, zuweilen etwas dümmliche Gesinnung. Betitelt man eine Person mit dem Adjektiv altfränkisch, so ist sie in ihrem Auftreten angestaubt. Dieses verzopfte Naturell des Altfrangg spiegelt sich sehr schön in seiner weissen Perücke wieder. Die schwungvollen Haarrollen und der Zopf schauen adrett unter dem klassischen Dreispitzhut hervor.
Seine Herkunft
Eine französische Militäruniform des frühen 17. Jahrhunderts markiert den Ursprung des Kostüms. Zu Beginn von einfachen Soldaten getragen, kleidete der in Mode gekommene Uniformrock alsbald Offiziere und den König.
Den Altfrangg findet man nicht nur an der Basler Fasnacht. Am Vogel Gryff tritt er ebenso in Erscheinung, wie an der Imster Fasnacht im Südtirol.
Alti Dante
Ihr Naturell
Die Alti Dante verkörpert die liebevoll gemeinte Karikatur einer älteren Dame aus Basels Oberschicht. Die spitze Nase und das spitze Kinn sind oftmals ihre hervorstechenden Merkmale. Nicht selten sieht man die vornehme Dame in Chaisen. Ohne die Contenance zu verlieren, verteilt sie aus ihrer erhabenen Position grosszügig Süssigkeiten und erfreut damit Heerscharen von Kindern.
Ihre Herkunft
Die Alti Dante ist eine waschechte Basler Fasnachtsfigur. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr beliebt. Zur Popularität trug der Umstand bei, dass ihr Kostüm aus alten Kleidern geschneidert werden konnte. So war es auch für ärmere Schichten erschwinglich.
Sowohl die Kleidung wie auch die Accessoires der Figur sind eine Hommage an die Biedermeierzeit.
Blätzlibajass
Sein Naturell
Der Blätzlibajass besticht durch sein fröhliches Naturell. Der italienische Namensvetter des Bajass ist eine Dienerfigur in der Commedia dell’arte. Als sogenannter Zanni besitz er die Narrenfreiheit, auch heikle Themen aufs Tapet zu bringen.
Seine Herkunft
Die Bezeichnung Bajass lässt sich vom französischen Paillasse und dem italienischen Pagliaccio herleiten. Die namensgebenden Blätzli wurden früher vermutlich aus alten Stoffresten hergestellt. Womöglich erst nach dem 2. Weltkrieg avancierte Filz zum bevorzugten Stoff. Weshalb lässt sich nur vermuten. Zum einen ist Filz relativ günstig und einfach zu verarbeiten. Zum anderen verfügt der Stoff über wärmende und wasserabweisende Eigenschaften.
Verwandte des Blätzlibajass tummeln sich an der süddeutschen Fasnet. Als Schuppenkaspar sollte man ihn hier aber besser nicht titulieren.
Harlekin
Sein Naturell
In seiner heutigen Form ist der Harlekin eine elegante, humoristische Erscheinung mit leicht melancholischen Zügen.
Seine Herkunft
Der Harlekin stammt aus Italien. Als Arlecchino ist er in der Commedia dell’arte eine der klassischen Dienerfiguren. War das Kostüm zu Beginn der Rolle entsprechend sehr schlicht, wurde es mit der Zeit bunter, feiner und kunstvoller. Diese Entwicklung, die sich hauptsächlich in Frankreich vollzog, wirkte sich auch auf den Charakter der Figur aus. Sie legte ihre ursprünglich groben Züge nach und nach ab. Nebst dem Rautenmuster, der Halskrause und dem Zweispitz sind knielange Pluderhosen, Pompons und ein Cape klassische Merkmale des Basler Harlekins.
Auf der diesjährigen Fasnachtsplakette (2020) ist der Harlekin mit seiner Clique zeitgemäss auf einem E-Trottinett unterwegs.
Pierrot
Sein Naturell
Mit seiner verträumten, manchmal auch melancholischen Art gehört der Pierrot zu den besonders liebenswerten Figuren.
Seine Herkunft
Über die Ursprünge des Pierrots herrscht Uneinigkeit. Einige Quellen vermuten in ihm den Pedrolino, einen intriganten Diener in der Commedia dell’arte. Andere wiederum verorten ihn als Pulcinella ins neapolitanische Volkstheater. Als gesichert gilt, dass die Figur im 16. Jahrhundert nach Frankreich kam. Ab 1816 prägte der französische Pantomime Jean-Gaspard Deburau den Pierrot in Paris nachhaltig. Deburau trug bereits damals das typische schwarze Käppchen. Die Basler Variante besteht in der Regel aus Filz und ist mit einer Pfauenfeder verziert.
In der Komödie «Don Juan» von Molière betritt Pierrot die Bühne in der Rolle eines verliebten Bauern.
Ueli
Sein Naturell
Er ist latent aufmüpfig und dank der vielen Schellen an seinem Kostüm kaum zu überhören. Der Ueli ist zweifelsohne ein Narr. Die Stoffhörner, die seine Kappe zieren, sind an Eselsohren angelehnt. Im Mittelalter stand der Esel für Trägheit und Unwissenheit.
Seine Herkunft
Vorbild des Ueli ist der mittelalterliche Hofnarr. Nebst der Narrenkappe gehörten ein Spiegel und ein Trinkbecher zu dessen Markenzeichen. Ebendiese Requisiten führt Uly von Stouffen in Sebastian Brants «Das Narrenschiff» mit sich. Jener Narr aus der 1494 veröffentlichten Moralsatire könnte der Namensgeber des Basler Ueli sein. Ein weiterer naher Verwandter findet sich mit Till Eulenspiegel.
Der Ueli zierte 2010 die Sonderplakette zum 100-Jahr-Jubiläum des Fasnachts-Comités. Sie ist nach wie vor erhältlich.
Waggis
Sein Naturell
Um Worte nie verlegen, gilt der Waggis als beliebteste Basler Fasnachtsfigur. Sein lautes, stürmisches und etwas grobes Auftreten ist seiner Abstammung geschuldet.
Seine Herkunft
Der Waggis ist eine Karikatur eines elsässischen Bauern aus dem 19. Jahrhundert. Für die Elsässer selbst war der Waggis ein Tagelöhner oder Vagabund. Vermutlich ist der Name Waggis eine Modifikation des Begriffs Vagabund. Das klassische Kostüm mit blauer Bluse, weissem Kragen, rotem Halstuch, weisser Hose, Holzschuhen und handgestrickten Socken entspricht der damaligen Bauerntracht. Einzig die weisse Zipfelmütze wich im Lauf der Zeit einer Larve mit gigantischen Zähnen, riesiger Nase und immenser Perücke.
Von Publikum und Prominenz begleitet, werden die drei Könige an der Fassade des Grand Hotel Les Trois Rois als Waggis verkleidet zu Kaschper, Melchi und Balz.