«Mit dem Orgelfestival wird ein Traum für uns wahr.»

Hochkarätige Koproduktionen, Überraschungen und eine einzigartige, «nachhaltige» Orgel

In einer Woche beginnt das Orgelfestival im neuen Stadtcasino Basel. Die Organisatoren haben uns verraten, wieso für sie damit nach acht langen Jahren ein grosser Traum in Erfüllung geht. Und warum Basel sich nun als einzige Stadt auf der Welt stolze Besitzerin einer «nachhaltigen» Orgel nennen kann.
Am 28.08.2020 in Von Basel. Für Basel. von Ekaterina Cámara
«Orgelmusik kennt man ja vor allem aus religiös aufgeladenen Räumlichkeiten.», sagt Thilo Muster, Organist und – zusammen mit Babette Mondry – künstlerischer Co-Leiter des Orgelfestivals. Er fügt an: «Generell hatten Orgeltöne ausserhalb von Kirchen und Kapellen lange Zeit Seltenheitscharakter. Deshalb ist umso schöner, dass unser Orgelfestival endlich beginnt. So kann hoffentlich eine noch breitere Bevölkerungsgruppe dieses völlig einzigartige Instrument kennen und lieben lernen.»

Die beiden Festivalleiter sind voller Vorfreude. Das von der Basler Kantonalbank unterstütze Orgelfestival ist für die beiden mit vielen Emotionen verbunden: «Wenn es nächste Woche endlich losgeht, wird ein absoluter Traum für uns wahr. Erste Ideen zum Orgelfestival entstanden ja bereits vor acht Jahren.», so Mondry. Muster betreute als Orgelsachverständiger gemeinsam mit Mondry den Orgelneubau im Stadtcasino und war in den letzten Jahren mit dem aussergewöhnlichen Orgelprojekt beschäftigt. «Es war ein langer Weg, der sich aber gelohnt hat.», sagt Muster strahlend.
Wir möchten unser Herzensinstrument ins gebührende Rampenlicht rücken und dessen unendlichen Klangfarbenreichtum offenbaren.
Thilo Muster, Organist
Dieser Weg ist es auch, der die beiden – zusätzlich zur Leidenschaft fürs Orgelspiel – vereint. Gemeinsam hatten Sie 2012 die Vision von einem grossen Orgelfestival in Basel und trieben sie seitdem kontinuierlich voran: «Die Idee war es, ein Festival auf die Beine zu stellen, welches unser Herzensinstrument ins gebührende Rampenlicht rückt und dessen unendlichen Klangfarbenreichtum offenbart.», sagt Muster, der elf Jahre als Titularorganist an der Kathedrale St. Peter in Genf tätig war.

Das Orgelfestival im Stadtcasino Basel – Ein lang gehegter Traum wird wahr


«Das dynamische Potential der Konzertsaalorgel wird von keinem anderen Instrument auf der Welt erreicht. Mit ihren vielzähligen Registern steht eine riesige, immer neu zu kombinierende Klangpalette zur Verfügung, die auch ausgezeichnet an nicht-sakralen Orten zur Geltung kommen kann.», sagt Mondry, ehemalige Titularorganistin der Peterskirche Basel. Sie ergänzt: «Nicht umsonst erlebt die Orgel im Konzertsaal aktuell eine echte Renaissance in berühmten Sälen wie Pariser Philharmonie, Elbharmonie, das Auditorium der Maison de la Radio in Paris und anderen.»

Orgel- & Balkan-Mix: Das Programm überrascht mit spannenden Highlights

Und auch das Basler Publikum darf sich ab der nächsten Woche auf ein atemberaubendes Programm (Tickets gibt es hier) freuen. Auf Besucherinnen und Besucher wartet nach dem spektakulären Eröffnungskonzert am Freitag, dem 4. September ein ganzer Tag mit Kurzkonzerten von Organistinnen und Organisten aus Basel und Region. Am Sonntag, dem 6. September erfreut ein mit musikalischen Highlights beladener Familiennachmittag inklusive Orgelmärchen und Orgelkompositionen für Kinder die Herzen von Gross und Klein (Eintritt frei). Neben hochkarätigen Koproduktionen mit dem Sinfonie- und Kammerorchester Basel an zwei weiteren Festivaltagen wartet auch Überraschendes: So wird die Orgelmusik am Samstag, dem 19. September in erfrischender Kombination mit Tango, Jazz und sogar Balkanmusik erklingen und Besucherinnen und Besuchern eine völlig neue Perspektive auf das Instrument vermitteln. «Die Orgel ist sehr viel vielseitiger, als alle denken.», sagt Muster. «Wer es erleben will, muss das Orgelfestival besuchen.»

Selbstverständlich haben die Organisatoren auch ein entsprechendes Hygieneschutzkonzept auf die Beine gestellt: «Der Saal wird in 100-er Blöcke mit genügend Raum dazwischen unterteilt, sodass die Gefahr sich anzustecken, grundsätzlich minimiert wird. Im ganzen Gebäude (Foyer, WCs, etc.) gilt zudem Maskenpflicht, im Konzertsaal wird Maskentragen empfohlen, ist aber kein Zwang. Beim Ticketkauf wird zudem darum gebeten, einen Platz zu fremden Personen neben sich frei zu lassen.», erklärt Mondry.

Eine «nachhaltige» Orgel für Basel

Doch nicht nur das Programm des hochstehenden und lang erwarteten Events birgt Überraschendes – auch die Hauptdarstellerin des Festivals – die neue Metzler-Orgel des Stadtcasinos sucht weltweit vergebens ihresgleichen: Das Zinn, aus dem Sie gefertigt ist, stammt nämlich aus konfliktfreiem und nachhaltigem Abbau – eine absolute Weltpremiere. Dass Basel sich nun stolze Besitzerin einer 'nachhaltigen' Orgel nennen darf, ist vor allem Thilo Muster zu verdanken. «Als 'Fair Phone'-Besitzer habe ich mich einmal gefragt, ob man nicht auch für ein Musikinstrument wie die Orgel fair gehandelte Rohstoffe verwenden könnte. Schliesslich braucht man hier immerhin zwei Tonnen Zinn.», erzählt er.

Das für die Basler Orgel verwendete Zinn entspricht den Mindesstandards bezüglich ökologischer und ethischer Nachhaltigkeit.
Thilo Muster, Organist
Doch es war ein langer Weg bis die weltweit erste Orgel mit nachhaltigem Zinn endlich ins Stadtcasino einziehen durfte: «Es ist bis heute leider eine intransparente und komplizierte Angelegenheit, Rohstoffe aus nachhaltiger Produktion für ein Projekt wie dieses ausfindig zu machen. Doch wir haben es geschafft. Das für die Basler Orgel verwendete indonesische Zinn ist von der Responsible Minerals Initiative zertifiziert und stellt sicher, dass das Zinn den von der OECD festgelegten Mindesstandards bezüglich ökologischer und ethischer Nachhaltigkeit entspricht.», erklärt Muster. Das vergoldete Gehäuse der ersten ursprünglichen Musiksaalorgel von 1905 ist noch eins zu eins im Original erhalten und denkmalgeschützt. Alles andere ist jedoch neu – von den Holzregistern und Gehäuseteilen, für die ausschliesslich heimisches Holz aus dem nächsten Umkreis der Orgelbauwerkstatt in Dietikon/ZH verwendet wurde, über den Spieltisch bis hin zu den Pfeifen. Um dieses Projekt realisieren zu können, wurde vor drei Jahren der unabhängige «Verein Neue Orgel Stadtcasino Basel (VNOSB)» gegründet. Finanziert wurde es dank eindrucksvoller Spendenbereitschaft von Privatpersonen und Stiftungen.

Die Orgelmusik: Eine Leidenschaft aus Kindstagen

Thilo Muster wollte schon seit seiner Kindheit Orgel spielen: «Als ich mit meiner Grossmutter als Kind an Kirchen vorbeiging und die wunderschöne Orgelmusik vernahm, war ich immer total fasziniert. Sie übte eine Art Sogwirkung auf mich aus und ich war hin und weg. Ich fragte mich, wie man so eine Orgel wohl zum Klingen bringt. Später dann, in all den vielen Konzerten, die ich damals im Stadtcasino besucht habe, fand ich es schade, dass man die Orgel so selten hören konnte. Auch viele Bekannte fragten sich damals, ob es sich bei der alten Musiksaalorgel nicht einfach um ein dekoratives Element handelt.», lacht er. Am Orgelfestival im neueröffneten Stadtcasino wird die Königin der Instrumente nun hingegen zur prominenten Hauptdarstellerin.

Neben dem nachhaltigen Zinn und der neuen Infrastruktur gibt es auch eine optisch auffällige Neuerung: Der Spieltisch ist nicht mehr «versteckt», wie früher, sondern steht im neuen Stadtcasino offen auf der Bühne. Dies lässt eine ganz neue Perspektive auf das Orgelspiel zu. Babette Mondry, die am Abschlusskonzert am 20. September mit sieben Chören aus der Region Basel ebenfalls am Instrument zu hören und zu sehen sein wird, ergänzt: «Man kann den Spielenden live beim Spielen beobachten. Das ist etwas absolut Neues beim Orgelspiel und ermöglicht eine ganz andere und erfrischende Rezeption. Lassen Sie sich also überraschen…»

 

 

Die Basler Kantonalbank freut sich sehr, dieses einzigartige musikalische Ereignis zu unterstützen und wünscht den Besucherinnen und Besuchern des Orgelfestivals viel Vergnügen.

Orgelfestival Basel
4. bis 6. und 18. bis 20. September 2020
Stadtcasino Basel
www.ofsb.ch

Ekaterina Cámara

Redaktion

socialmedia@bkb.ch
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