Investment Letter 9/24

- Der September bringt wichtige Zinsentscheide
- Aktienmärkte seitwärts, aber mit mehr Volatilität
- Marktausblick bleibt insgesamt freundlich

Chief Investment Officer Sandro Merino beleuchtet aktuelle Wirtschaftsthemen in der September-Ausgabe des Investment Letters.
Am 09.09.2024 in Investment Letter von Dr. Sandro Merino

Der September bringt wichtige Zinsentscheide

Weitere wichtige Entscheide für die Zinsen auf USD, CHF und EUR werden in den kommenden Wochen erwartet. Als Erste wird die Europäische Zentralbank (EZB) am 12. September ihren Zinsentscheid fällen. Es wird erwartet, dass sie die EUR-Zinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr um 0,25 % senkt. Damit würde der Referenzzinssatz für EUR-Einlagen auf 3,5 % fallen. Die Zinssenkung wird aufgrund der auf 2,2 % gesunkenen Inflation und der schwachen Entwicklung des Wirtschaftswachstums erwartet. Zwar liegt die Arbeitslosenrate in der Eurozone mit 6,4 % auf einem Rekordtief, dennoch sind die Schwächezeichen im Automobilsektor (z.B. VW) und im Industriesektor nicht zu übersehen. Die Achillesferse der Eurozone bleibt das schwache Wachstum und die damit stets latente Gefahr einer Rezession. Das tiefere Inflationsniveau sowie die fallenden Energiepreise dürften bei der EZB mit Erleichterung zur Kenntnis genommen worden sein und vereinfachen den EZB-Zinsentscheid.

Am 18. September dürfte dann die US-Notenbank Fed die Leitzinsen ebenfalls um 0,25 % senken. An den Finanzmärkten wird gar eine Senkung um 0,50 % diskutiert. Die im jüngsten Arbeitsmarktbericht für August nach unten revidierten Arbeitsmarktzahlen bestätigen die Erwartung einer Zinssenkung, lassen aber offen, ob ein Jumbo-Schritt von 0,5 % plausibel ist. Ohnehin ist wesentlicher, dass dem ersten Schritt weitere Schritte bis weit in das kommende Jahr 2025 folgen werden. Der aktuelle USD-Leitzins von 5,5 % dürfte so bis Mitte 2025 unter 3,5 % fallen. Dies sind zumindest die gegenwärtigen Erwartungen an den internationalen Zins- und Geldmärkten.

Für die Aktienmärkte und insbesondere auch für Dollar. Somit scheinen die kommenden Zinsentscheide in dieser deutlichen USD-Abwertung eingepreist. Die langfristigen USD-Zinsen sind seit Juli zwar schon um gut 0,5 % gefallen, dennoch erkennen wir im erwarteten Zinssenkungsreigen noch Anlagechancen. Aufgrund dieser Überlegungen haben wir Anfang August eine Aufstockung unserer US-Unternehmensanleihen-Position in die Tat umgesetzt.

Schliesslich wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 26. September ihren Zinsentscheid fällen. Auch hier erwarten die Finanzmärkte eine Senkung um 0,25 %, was den Leitzins auf 1 % fallen liesse. Ein zusätzlicher Zinsschritt und damit ein CHF-Leitzins von 0,75 % wird bis spätestens Mitte 2025 erwartet.

Aktienmärkte seitwärts, aber mit mehr Volatilität

Die Reduktion der Aktienquote in unserer Anlagestrategie haben wir am 20. Juni beschlossen. Seither haben sich die wichtigsten globalen Aktienindices bis Ende August insgesamt – mit erheblichem Auf und Ab – seitwärts bewegt. Damit war unser Anlageentscheid bisher gerechtfertigt. Aktuelle Entwicklungen und Konflikte dürften an den Finanzmärkten wohl auch in den nächsten Monaten für Volatilität sorgen. Insbesondere rücken die US-Präsidentschaftswahlen näher: Die heisse Phase des Wahlkampfs wird am 10. September mit dem TV-Duell Harris vs. Trump auf dem Sender ABC News eingeläutet. In den zahlreichen Umfragen scheint insgesamt ein knapper Vorsprung für Kamala Harris durchzuscheinen. In der Vergangenheit waren Wahlprognosen jedoch oft mit erheblichen Schätzfehlern behaftet. Der Wahlausgang bleibt also offen und der Wählerentscheid könnte knapp und somit wiederholt streitbar ausfallen. Die erwartete Lockerung der USD-Geldpolitik dürfte aber weiterhin stabilisierend auf die Entwicklung der Aktienmärkte wirken.

Marktausblick bleibt insgesamt freundlich

Die im Jahr 2024 bis Ende August erreichten Anlagerenditen für die verschiedenen Risikoprofile Einkommen, Ausgewogen, Wachstum, Aktien sind erfreulich. Beispielsweise konnten mit unseren nachhaltigen Anlagelösungen für obige Profile Renditen von 5,5 %, 7,6 %, 10,0 % respektive 11,5 % erreicht werden. Schwankungen dieser Renditen um einige Prozentpunkte müssen in den kommenden Monaten wohl geduldet werden. Das Anlageumfeld beurteilen wir insgesamt aber weiterhin als freundlich.

USA: Keine Rezession in Sicht

Nachdem die erste Schätzung für das US-BIP für das zweite Quartal 2024 bereits deutlich positiv überrascht hatte, wurde diese Schätzung nun nochmals nach oben revidiert. Der Anstieg der Wirtschaftsleistung wird mit 3,0 % (QoQ, annualisiert) angegeben. Obwohl auch diese Zahl noch nicht endgültig ist, bestätigt sie die gute konjunkturelle Entwicklung in den USA von April bis Juni. Positiv ist in diesem Zusammenhang, dass die Zunahme des privaten Verbrauchs mit +2,9 % stärker ausgefallen ist als zunächst angenommen. Dazu passt auch die Meldung in Bezug auf das Konsumentenvertrauen (Conference Board). Dieses lag dank der Erwartungskomponente leicht über dem prognostizierten Wert und bewegt sich per Saldo seit zwei Jahren seitwärts (Abb. 1). Somit ist keine Stimmungseintrübung festzustellen, der Indikator deutet nicht auf eine Belastung des privaten Konsums hin.

 

Abb. 1: USA – Konsumentenstimmung

Eurozone: Paris sorgt für gute Stimmung

Dank der olympischen Spiele in Paris hat sich die Stimmung in der Eurozone im August aufgehellt. Diesen Schluss lässt zumindest der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich zu. Der Index für die gesamte Eurozone legte auf 52.9 Punkte zu, was besonders dem starken Anstieg des französischen Index auf 55 Punkte zu verdanken ist. In anderen wichtigen Ländern der Eurozone waren die Veränderungen gegenüber Juli dagegen weniger stark ausgeprägt. Entsprechend muss davon ausgegangen werden, dass die positivere Stimmung aller Voraussicht nach nur von kurzer Dauer sein wird, die Zahlen also mit Vorsicht zu geniessen sind. Entsprechend signalisieren die Prognosen eine zwar positive, aber unterdurchschnittliche Konjunktur. Erfreulich tief bleibt die Arbeitslosenquote mit 6,4 % (Abb. 2).

 

Abb. 2: Eurozone – Arbeitslosenquote

Schweiz: Frühindikatoren überraschen positiv

Nachdem die Schweizer Frühindikatoren im Juli enttäuscht hatten, stiegen sie im August deutlich stärker als erwartet an. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie wird neu mit 49 Punkten angegeben und liegt nur noch geringfügig unter der kritischen 50-Punkte-Marke. Hervorzuheben ist dabei, dass sich dieser Wert deutlich positiv von jenem aus Deutschland und Frankreich abheben kann, zwei wichtigen Partnern für die Schweizer Industrie. Der Index für den Dienstleistungsbereich ist mit 52.9 Punkten gar wieder expansiv. Auch das KOF-Konjunkturbarometer ist leicht gestiegen und bewegt sich mit 101.6 Punkten geringfügig über seinem langjährigen Durchschnitt (Abb. 3).

 

Abb. 3: Schweiz – KOF-Konjunkturbarometer

EZB vor weiterer Zinssenkung?

Mit Argusaugen wird die Entwicklung der Inflation im Euroraum vor der nächsten Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) beobachtet. Dabei hat sich die Inflation im Sommer weiter abgeschwächt. So betrug die Teuerungsrate im August 2,2 % (Abb. 1). Im Juni lag die Rate bei 2,5%, im Juli bei 2,6 %. Die rückläufige Inflation liefert der EZB Argumente, die Leitzinsen in ihrer nächsten Sitzung am 12. September ein weiteres Mal zu senken. Eine erste Zinssenkung erfolgte bereits im Juni. Allerdings könnte die vergleichsweise hohe Inflation im Dienstleistungssektor Anlass zur Vorsicht geben. EZB-Präsidentin Lagarde sprach denn auch von einem «steinigen» Weg. So geht die EZB erst für die zweite Hälfte des nächsten Jahres davon aus, dass sich die Inflation ihrem mittelfristigen Ziel von 2 % dauerhafter annähert. Derweil wird an den Finanzmärkten mit einer Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte gerechnet.

In der Schweiz ist die Teuerung im August ebenfalls weiter gesunken und liegt nur noch knapp über 1 %. Entsprechend erwarten die Finanzexperten Ende Monat eine weitere Zinssenkung der Schweizer Nationalbank (SNB). Am 26. September verkündet die SNB ihren Zinsentscheid.

Ausblick

Ein schwächer als erwartet ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht und besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten sorgten im August beiderseits des Atlantiks für Kursschwankungen bei den 10-jährigen Staatsanleihen. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen fiel um rund 13 Basispunkte auf 3,90 %. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen Deutschlands und der Schweiz bewegen sich Ende August mehr oder weniger auf dem Niveau des Vormonats. Erstere notiert bei rund 2,30 %, diejenige der Schweizer Staatsanleihen bei rund 0,38 %.

Für die Zukunft ist nach wie vor noch vieles unklar bezüglich Höhe und Tempo des globalen Lockerungszyklus. Kurzfristig können die Anleihen weiterhin gut abschneiden. Längerfristig hängt das Niveau der 10-jährigen Renditen vom Ausmass des Lockerungszyklus ab. Wir behalten daher unsere leichte Untergewichtung bei den Obligationen in CHF bei.

 

Abb. 1: Inflationsrate im Euroraum

Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat

Schweizer Immobilienmarkt

Nach zwei guten Monaten zeigte sich der Markt für kotierte Immobilienmärkte im August erstmals wieder leicht gespalten. Während die Aktien um über 5 % zulegen konnten, zeigten sich die Fonds geringfügig schwächer. Seit Anfang des Jahres ist die Wertentwicklung sehr erfreulich verlaufen, die Aktien gewannen fast 9 % und die Fonds gut 7 % an Wert. Der Aufreger des Monats war mit Sicherheit die Meldung, dass der Fonds «Credit Suisse Real Estate International (REFI)» in eine ordentliche Liquidation geht. Die Turbulenzen der letzten zweieinhalb Jahre haben ihre Spuren in Form von Rückgaben der Anteile hinterlassen. Über ein Drittel der Anleger wollte aus dem Produkt aussteigen, was angesichts der Illiquidität der Märkte nur durch eine Abwicklung möglich ist.

Die Markttechnik bleibt sowohl für Aktien als auch für die Fonds positiv. Zudem konnten Immobilienfirmen seit Jahresbeginn durch gut 50 Kapitalmarkttransaktionen fleissig Geld am Markt sammeln. Damit wurden entweder Liegenschaften erworben oder die Hypotheken reduziert. Entsprechend bleiben die Fonds bei mittleren Aufgeldern fair bewertet. Fundamental bleibt die Nachfrage nach Wohnraum stabil. Es sind steigende Substanzwerte, stabile oder steigende Mieten und sinkende Leerstände zu beobachten. Auch die Ausschüttungsrenditen der Fonds sind mit durchschnittlichen 2,5 % auf Indexebene sehr attraktiv. Sinkende Zinsen und rückläufige Inflation verbessern weiterhin die Grundlagen für Schweizer Immobilienmärkte.

Wir halten an unserer neutralen Gewichtung von 5 % im Segment der indirekten Immobilienanlagen fest.

Aktienmärkte nach Einbruch weitgehend erholt

Anfang August erlitten die globalen Aktienmärkte eine heftige Korrektur. Als Auslöser werden insbesondere Rezessionsängste infolge enttäuschender US-Wirtschaftsdaten (Arbeitsmarkt und Einkaufsmanagerindex) sowie die Zinsanhebung der Bank of Japan angesehen, welche zur Auflösung von «Carry Trades» (Yen-kreditfinanzierten Investitionen) geführt haben soll. Am stärksten war der Einbruch des japanischen Aktienmarkts, der in Lokalwährung kurzzeitig mehr als 20 % unter dem Stand von Ende Juli notierte. Im weiteren Monatsverlauf erholten sich die meisten Märkte wieder von den Kurseinbrüchen (Abb. 1), wobei aus Schweizer Sicht negative Fremdwährungsbeiträge die Performance verringerten. Steigende Zuversicht hinsichtlich einer abklingenden Inflation sowie erwarteter Zinssenkungen seitens des US-Fed verbesserte die Stimmung am Aktienmarkt ebenso wie ein breiter abgestütztes Gewinnwachstum amerikanischer Unternehmen.

 

Abb. 1: Regionale Aktienperformance im August

Net Total Return Indices in CHF, 31.07.2024=100

Weltweit hatten zinssensitive, defensive Sektoren im August die Nase vorne: Aktien aus den Bereichen Immobilien, Gesundheit, Verbrauchsgüter und Versorger konnten den Markt übertreffen. Gedämpfte Konjunkturerwartungen sorgten dagegen bei Energie- und Rohstofftiteln für Zurückhaltung. Die zuvor stark hochgejubelten Titel aus dem IT-Sektor sowie dem Bereich diskretionärer Konsumgüter waren von der Korrektur überproportional betroffen und hinkten auch auf Monatssicht dem Gesamtmarkt hinterher (Abb. 2).

 

Abb. 2: Globale Sektorenperformance im August

Net Total Return relativ zum MSCI World (–0,8 % in CHF)

Anlagestrategie

Wir sind bei unseren Vermögensverwaltungsmandaten nahe der neutralen Aktienquote positioniert. Unterstützung für die Aktienmärkte bieten der anhaltende Trend der Teuerungsraten in Richtung Inflationsziele, die erwarteten Zinssenkungen grosser westlicher Notenbanken sowie die zwar unterdurchschnittlichen, aber positiven Konjunkturerwartungen. Dagegen könnten die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen, geopolitische Spannungen und weiterhin hohe Bewertungen am US-Aktienmarkt für erhöhte Volatilität sorgen.

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