Steckbrief: Michel Fischer (56), Präsident DaN Basel, Leiter Lebensmittel, Musik und Volunteering
An der Schwarzwaldallee 175 am Badischen Bahnhof ist jeden Dienstag viel los. Die Warteschlange vor der Abgabestelle, deren Länge mit den Jahren gefühlt eher zu als abnimmt, gehört hier längst zum bekannten Stadtbild. Neben Baslerinnen und Baslern, die sich in finanzieller Not befinden, sind aktuell u.a. auch viele Geflüchtete aus der Ukraine froh um die Hilfe des Vereins. Michel, der zu den Gründern des Vereins gehört, geht die Situation sichtlich nah: «12 000 Baslerinnen und Basler sind - zum Teil ohne eigenes Verschulden - abhängig von der Sozialhilfe. Hinzu kommen diejenigen, die ihren Lebensunterhalt mit IV- und Ergänzungsleistungen finanzieren. Und solche, bei denen das Geld schlicht nicht oder nur knapp bis Ende Monat reicht. Bei Coop oder Migros alles für die eigene Familie kaufen - das können sich viele in Basel nicht leisten», so der Vereinspräsident. «Ein weiteres Problem ist Food Waste. Jährlich werden 2,3 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das sind rund ein Drittel der gesamten schweizerischen Lebensmittelproduktion pro Jahr und über 300 Kilogramm Lebensmittel, die pro Einwohnerin und Einwohner infolge der Überproduktion einfach vernichtet werden.»
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Cookies akzeptierenHilfe für Basler Bedürftige: Über 500 Verpflegungs-Taschen pro Woche
Das Angebot wurde in Basel schnell bekannt. Michel gibt einen Überblick: «Wir fingen klein an und erreichten am Anfang wenige Menschen. Heute sind es jeden Dienstag um die 500 abgegebene Lebensmittel-Tragetaschen.» DaN Basel lebt von Geldspenden von Privaten und Institutionen sowie von Naturspenden von Grossverteilern und Bauern. So beliefern die Basler Tafel, der Verein Tischlein deck Dich und Carton du Coeur DaN Basel mit Lebensmitteln. «Wir sind dafür sehr dankbar. Doch wir sind trotzdem immer auf weitere Unterstützung angewiesen.»
Zusätzlich zur Lebensmittelabgabe bietet DaN Basel armutsbetroffenen Baslerinnen und Baslern mittlerweile eine Kleiderboutique, Budget- und Finanzberatung, Lebenshilfe, Hilfe bei der Wohnungssuche, Arbeitsintegration, Bewerbungsschulungen und noch vieles mehr an. Michel erläutert: «Diese umfangreiche Paillette an Dienstleistungen ermöglichen bei uns Andreas und seine Frau Carola. Ohne sie würden wir das gar nicht schaffen. Bei der Lebensmittelabgabe unterstützen uns zudem viele freiwillige Helferinnen und Helfer. Viele von ihnen waren oder sind bis heute unsere Klientinnen und Klienten, was uns natürlich besonders ehrt.»
Auch Priska hilft als Freiwillige mit
Eine dieser Freiwilligen ist Priska. Seit bald fünf Jahren hilft sie im Verein beim Abfüllen der Tragetaschen mit. Von allen Helferinnen und Helfern kennt sie sich mit dem Alltag des Vereins am besten aus. So kommt es auch, dass sie jedes Mal 20-25 weitere freiwillige Helferinnen und Helfer beim Abpacken anleitet. Priskas Leben ist heute eng mit dem Verein verstrickt: «Am Montagnachmittag geht es jede Woche für mich los. Und auch den ganzen Dienstag bin ich hier.», erklärt Priska, die viel für Bedürftige in der Schweiz strickt, wenn sie nicht gerade Lebensmittel sortiert. «Es gab eine Phase, da konnte ich eine Zeit lang aus gesundheitlichen Gründen nicht hierherkommen. Als es dann wieder ging, habe ich vor Freude geweint.» Sie fügt an: «Ich liebe diese Aufgabe beim Verein. Und ich freue mich auch jedes Mal, eine Tragetasche mit Lebensmitteln mitnehmen zu können. Finanziell ist es oft schwierig über die Runden zu kommen, wenn man zum Beispiel. aus gesundheitlichen Gründen von Sozialleistungen abhängig ist. Das kenne ich auch selbst. Und es geht vielen Menschen heute so - viel öfter als man denkt.»
Bild: Priska S., freiwillige Helferin (DaN Basel)
Neuer Standort - neuer Anfang
Ab Juli zieht der Verein an seinen neuen Standort an der Birsstrasse 58. Michel ist zuversichtlich: «Es wird eine Zeit lang brauchen, bis die neue Abgabestelle genauso bekannt ist, wie die jetzige. Aber wir freuen wir uns darauf. Dort wird es uns im Alltag einfacher fallen, unsere Arbeit zu machen. Die Kleiderboutique muss beispielsweise nicht jede Woche zusammengeräumt werden, sondern kann dauerhaft bestehen bleiben. Und es gibt einen grossen Lift - was sehr praktisch für die Warenlieferungen ist.», erklärt Michel. «Wir freuen uns über alle, die zu uns kommen und über jede Unterstützung. Denn ohne die vielen Spenderinnen und Spender könnten wir das alles nicht machen.»Kennen Sie weitere Basler Heldinnen und Helden?
Kennen Sie Basler Heldinnen und Helden über die wir unbedingt berichten sollten? Erzählen Sie es uns. Wir freuen uns auf viele weitere tolle Geschichten über Menschen, die Basel durch ihr Engagement zu etwas ganz Besonderem machen.